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Artikel aus Mobile Times 33
Karl Hitschmann, Geschäftsführer von AboveNet Österreich, ist auch im Vorstand der ispa, der Interessensvertretung der Internetprovider tätig. Ihn als den Mister Internet in Österreich zu bezeichnen, ist sicherlich nicht übertrieben. Seine Einschätzung zur Entwicklung des Internets erläuterte er in einem Gespräch mit MOBILE TIMES.
Seit das Schlagwort vom m-commerce im Gefolge vom mobilen Internet in der Szene die Runde macht, ist die Bedeutung des Internets nicht nur für die Wirtschaft, sondern für unsere gesamte Lebensweise noch gestiegen. Das Internet verändert Geschäftsabläufe, Freizeitverhalten, Wissensaneignung und Kommunikationsformen. Es greift jetzt schon stark in das Verhalten ein, obwohl erst ein Viertel der Bevölkerung das Internet nutzt. Mehr als die Hälfte der Österreicher hat allerdings ein Handy und damit erhöht sich die Zahl der potentiellen Internetuser schlagartig. Das Handy als das Internetterminal ist spätestens in einem Jahr Realität - jetzt kennen wir ja nur die erste Generation der WAP-Handys, die nächste Generation wird das Internet erst wirklich mobil machen.
Ohne Festnetzteil wird das Internet aber nie auskommen, ja es wird ein rasantes Wachstum an Glasfaserkabel geben. Der Breitbandbedarf wird enorm steigen, alle acht Monate wird er sich verdoppeln. Auch wenn in zwei bis drei Jahren UMTS kommen soll, wird das Breitbandkabel nicht obsolet. Die Stabilität und Qualität einer Festnetzübertragung ist mit Funktechnik nicht zu ersetzen. Nur die Endverbindungen zum Kunden sind mit Funk einfach kostengünstiger zu realisieren. Glasfaserkabel bilden das Rückgrat, das Backbone des Datenhighways, die Anfahrtswege können auch Funkstrecken sein oder die klassischen Kupferkabel.
AboveNet ist eine jener Firmen, die sich um die Bereitstellung breitbandiger Netze für Internetprovider bemühen. Die Kabel selbst verlegt die Mutter von AboveNet, die Metromedia Fiber Networks, ein amerikanisches Unternehmen, das auch in Europa und Asien aktiv ist. Metromedia ist spezialisiert auf das Verlegen von Glasfasernetzen in Städten. So entsteht auch in Wien ein neues Glasfasernetz, das von AboveNet gemeinsam mit angemieteten Überlandnetzen anderer Kabelverleger zu einem Netz verbunden wird und als Gesamtpaket Internetprovidern und Application Service Providern angeboten wird.
Der Internetprovider muß sich sein Netz nun nicht mehr von vielen Anbietern anmieten und zusammenstellen, sondern kann es aus einer Hand beziehen. In Österreich nutzen momentan Netway und Cybertron die Dienste von AboveNet, in Amerika konnte kürzlich American Online (AOL) als Kunde gewonnen werden.
Nach dem Merger von AOL mit Time Warner entspricht diese Firma genau jenem Mix, dem man für künftige Geschäftserfolge die größte Chance gibt. Die Verbindung von Internetzugang und Inhalt (Content) ist jene Mischung, die im Endkundengeschäft die Nase vorne haben wird.
Der Nutzen für den Kunden ist letztlich entscheidend dafür, ob sich eine Technologie und ein Medium durchsetzen werden. Den Kunden interessieren nur die Inhalte, wie ihn beim Buch ja auch nur die Inhalte und nur wenig das Papier und die Drucktechnik interessieren. Gut lesbar muß es sein. Analog dazu muß im Internet die Übertragungsgeschwindigkeit stimmen. Dauert der Aufbau einer Seite länger als zehn bis zwanzig Sekunden, wendet sich der User einer nächsten Seite zu. Dieses Verhalten kann sich beim e-commerce geschäftsschädigend auswirken, also müssen die Seiten rasch kommen, was entsprechende Bandbreiten im Netzwerk voraussetzt.
Die Ansage von AboveNet, immer nur 50% der Netzkapazität zu nutzen, und wenn der Plafond erreicht ist, zu erweitern, soll vor überraschenden Engpässen schützen. Eine Situation wie sie Kunden von Telekom Austria oder Chello in den letzten Wochen erleben mußten, soll mit diesem Konzept erst gar nicht entstehen. Die rasante Zunahme an Kunden und Datenmengen soll nicht überraschend über den Betreiber hereinbrechen. Fürs Internet sind alle Prognosen bisher zu niedrig ausgefallen. Das tatsächliche Wachstum war immer größer und schneller.
Wenn das Fernsehen tatsächlich mit dem Internet verschmelzen wird, was bei digitalem TV einfach durchführbar ist, dann wird der Bandbreitenbedarf wieder einen großen Sprung machen. Wer sich auf diese Konvergenz jetzt schon vorbereitet, wird morgen genügend zufriedene Kunden haben.
Christine Köttl
Karl Hitschmann kennt die wirtschaftlichen Aspekte des Internets genau so gut wie die rechtlichen und gesellschaftspolitischen. Ein wesentlicher Grund für MOBILE TIMES, seiner Meinung hier breiteren Raum zu geben.
Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003 Text © 2000 by Mobile Times; HTML © 2002-2003 by Mobile Times |