Mobile Times Aufregung um CableRunner
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    (Wien - 2009-01-30) Vor einem «weiteren Meilenstein auf dem Weg zur Re-Monopolisierung» warnte die ISPA (Internet Service Providers Austria) nachdem Gerüchte aufgetaucht waren, dass die Telekom Austria eine Übernahme von CableRunner plant. Die ISPA fürchtet, dass damit Telekom Austria den noch unregulierten Zugang zu CableRunner-Leerrohren sowie zum CableRunner-Glasfasernetz und damit den Zugang zu praktisch sämtlichen Wiener Liegenschaften mit einem Schlag erwerben könnte. CableRunner verfügt in Wien über Zugangsrechte zum Kanalnetz, wo bereits teilweise mit einem Glasfasernetz ausgestattete Leerrohre (Ducts) bis zu den Endkunden verlegt sind. Mit dem Netz der CableRunner Austria hätte die Telekom Austria nicht nur ein zusätzliches Glasfasernetz in Wien, sondern würde auch über weitere exklusive Strecken von Leerrohren verfügen. CableRunner hat bisher allen investitionsfreudigen Internet Service Providern (ISP) Zugang zu diesem Netz gewährt. Damit könnte es, so fürchtet die ISPA, nach einer Übernahme vorbei sein.
    Die ISPA weist darauf hin, dass der Zugang zu Ducts wirtschaftlich sinnvoll und in anderen Ländern - wie etwa in Deutschland und Frankreich - bereits gängige regulatorische Praxis sei, in Österreich aber aufgrund der Weigerung der Telekom Austria (bei ihrer eigenen Infrastruktur) nach wie vor nicht möglich wäre.
    Dem offenen Zugang zu den Ducts kann die ISPA einiges abgewinnen und meint, dass zudem die Telekom Austria als Vermieter zusätzliche Wholesale-Umsätze lukrieren könnte. Die alternativen ISP würden sich u. a. unnötige Kosten für Grabungsarbeiten ersparen.
    Die ISPA fordert nicht weniger als die wettbewerbsbehördliche Untersagung der CableRunner-Übernahme durch die Telekom Austria, weil, so ISPA Generalsekretär Wildberger, die Konsequenzen einer vollzogenen Übernahme kaum neue Investitionen in den Wirtschaftsstandort Wien, zum Beispiel in den Ausbau von Glasfasernetzen und in Folge die Bedrohung von Arbeitsplätzen auf Seiten alternativer Internet-Anbieter wären.

http://www.ispa.at/

    (Wien - 2009-02-04) Der VAT - Verband Alternativer Telekom-Netzbetreiber bzw. dessen Präsident Berthold Thoma fordert von der neuen Regierung die rasche Umsetzung der im Regierungsprogramm versprochenen Stärkung der Bundeswettbewerbsbehörde. Als Aufhänger dafür nahm er die in den Medien berichtete Mehrheitsbeteiligung der Telekom Austria am Wiener Unternehmen CableRunner Austria. Immerhin habe CableRunner 500 Kilometer Glasfaserleitungen, den exklusive Zugang zum Wiener Kanalnetz und damit zu praktisch sämtlichen Wiener Liegenschaften. Thoma wirft den Hütern des Wettbewerbs vor, dass die dieser Marktkonzentration tatenlos zusehen.
    Allerdings, so Thoma, habe die Bundeswettbewerbsbehörde, bei der die Beteiligung bisher nicht angezeigt wurde, allein schon aus diesem formalen Grund keine Möglichkeit, beim Kartellgericht einen Prüfungsantrag zu stellen, obwohl die strategische Bedeutung des Deals für die zukünftigen Kräfteverhältnisse am österreichischen Telekommunikationsmarkt äusserst gross sei.
    Der Rundfunk & Telekom Regulierungs GmbH (RTR), die als Behörde ins Leben gerufen wurde, um faire Bedingungen für Wettbewerb am österreichischen Telekommunikationsmarkt zu schaffen, wirft Thoma vor, als Schutzmacht der Telekom Austria zu agieren, indem sie das Thema Glasfaser aus ihren regulatorischen Massnahmen komplett ausblende.
    Thoma fürchtet, dass im aktuellen Fall bereits getätigte Investitionen alternativer Telekom-Netzbetreiber wie z. B. Anbindungen von Mobilfunkstationen an die Glasfaserleitungen von CableRunner Austria «bald frustriert würden», wenn die Telekom Austria den Zugang zu ihrem Netz verwehrt, um Mitbewerber aus dem Markt zu drängen.
    Thoma fordert, dass «die überfällige und im aktuellen Regierungsprogramm versprochene Stärkung der Bundeswettbewerbsbehörde» endlich kommt.

http://www.vat.at/

    (Wien - 2009-02-09) Die Telekom Austria meldet sich und berichtet, dass sie sich für den «optimierten Breitbandausbau» rüstet und sich mit 76 % an der CableRunner Austria GmbH beteiligt. Die restlichen 24 % werden von der Gemeinde Wien gehalten. Dr. Hannes Ametsreiter, CEO Telekom Austria TA AG erklärte, dass alle bisher bestehenden Vertragsverhältnisse mit CableRunner Austria GmbH, aber auch aktuelle Verträge im Vorleistungsmarkt weiterhin aufrecht bleiben. Ebenso würden die Angebote, die bis dato CableRunner an andere Unternehmen gerichtet hat, auch weiterhin am Markt angeboten werden.
    In Kürze will Telekom Austria dazu einen runden Tisch mit allen Betroffenen organisieren und ausführlich informieren.
    Dann kommt die erwartete und durchaus auch begründete Gegenargumentation gegen die Aufregung von ISPA und VAT: Am Breitbandmarkt in Wien verfüge die Telekom Austria nur über einen Marktanteil von ca. 20 % und daher weder bei der Infrastruktur noch bei den Endkunden über eine Marktdominanz. Dagegen sei in Wien die UPC der dominante Anbieter, der zudem nicht reguliert werde.

http://www.telekom.at/




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