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GSM-Betreiber kassieren bei Autofahrern

Wenn es nach den großen Betreibern von GSM-Netzen geht, dann haben sie bereits eine zusätzliche Einnahmequelle gefunden: Road Pricing.


Road Pricing ist in aller Munde. Der Staat braucht überall Geld, und Autofahrer sind nicht nur in Österreich zumindest ihrem Selbstverständnis nach die "Melkkühe der Nation".
    Road Princing kommt also auf jeden Fall und wenn schon jemand diese Arbeit übernehmen muß, warum nicht die GSM-Betreiber? Kurz entschlossen wurde ein Pilotprojekt gestartet, das inzwischen auch bei uns einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hat: die Versuchsstrecken zwischen Köln und Bonn, wo DeTeMobil und Mannesmann Mobilfunk in "einträchtiger Konkurrenz" die Möglichkeiten erproben, die sich mit GSM bieten.

Worum geht´s?

Das wesentliche Problem beim Road Pricing ist die Bewegung großer Datenmengen und das ist über ein digitales System unvergleichlich einfacher als über eine analoge Strecke. Da Straßen (abgesehen von den Notrufstrecken) auch selten über durchgehende Telefonstrecken verfügen, hat ein Funksystem natürlich Vorteile.
    Voraussetzung ist für jedes solche System, daß die Autos über entsprechende Sende- und Empfangsanlagen verfügen. Mit GSM wäre das relativ leicht zu realisieren.
    Kleiner Nebeneffekt: wie die Fachzeitung CommunicationsWeek International recherchierte, wären alleine in Deutschland Endgeräte im Wert von rund zwanzig Milliarden Mark abzusetzen, wenn ein integriertes System, das neben dem Road Pricing auch Verkehrsmanagement, Onboard-Navigation (mehr darüber im nächsten Heft) und Notrufdienste bietet, eingeführt würde.
    Neben diesen Möglichkeiten weisen die beiden deutschen Betreiber auch darauf hin, daß ein solches System natürlich auch zum Auffinden gestohlener Fahrzeuge sehr gut geeignet ist, was übrigens auch die Möglichkeit bieten könnte, erstmals Gefahrenguttransporte auf ihrer ganzen Strecke lückenlos zu überwachen.

Warum GSM?

GSM bietet sicher den Vorteil, bereits eine relativ weit entwickelte Infrastruktur aufzuweisen. Andererseits ist aber GSM nicht als Breitbandnetz zur Datenübertragung konzipiert worden und außerdem rufen die gleichen Netzbetreiber, die die Funkkanäle mit zusätzlichen Diensten auslasten wollen, nach zusätzlichen Frequenzen, weil ihre bisherigen in Kürze überlastet sein sollen.
    Methoden zur gepackten Übertragung großer Mengen von Daten, wie sie etwa mit ATM bereits realisiert werden, sind im GSM bisher nicht vorgesehen und müßten zusätzlich erst normiert werden. Ob also GSM wirklich der Weisheit letzter Schluß für das Road Pricing ist, wird sich wohl erst weisen müssen. Inzwischen blickt alles gebannt nach Brüssel, denn welches System schlußendlich eingesetzt werden wird, um die Kosten der Straßenerhaltung direkt von den Autofahrern einzukassieren, muß wohl die EU-Kommission entscheiden. Zu groß sind die Investitionen, die für ein derartiges System erforderlich wären, um einen Hersteller zu veranlassen, einmal das System zu entwickeln und es dann anzubieten.

Falscher Alarm?

Man hat zwar den Eindruck, daß es noch eine Weile dauern wird, bis eine Entscheidung über das System des europäischen Road Pricings gefallen ist: Wie man sieht, scharren aber bereits allenthalben mögliche Anbieter in den Startlöchern, denn die Versuche von DeTeMobil und Mannesmann Mobilfunk sind nicht die einzigen in Europa. Und nicht nur Österreichs Wirtschaftsminister Schüssel denkt über Road Pricing nach, sondern auch z. B. das französische Transportministerium. Manche Ideen kommen, ob man will oder nicht. Auch Dallingers "Maschinensteuer" ist ja heute wieder durchaus ein Gesprächsthema.

Franz A. Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 18. Juni 2007
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