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Pager sind wieder in:

Bei Ihnen piept's!

Fast schien es so, als ob die Mobiltelefone den Pager zum Aussterben verurteilen. Neue Ideen lassen sie aber aktueller denn je erscheinen.


Die Idee des Pagers war und ist bestechend: Ein Signal informiert, daß ein Rückruf gewünscht wird. Sobald man Zeit dazu hat, führt man den Rückruf aus. Bald nach der Einführung des Pagers - ob das Wort vom seitenweisen Übertragen kommt, oder vom Pagen, der Botschaften überbringt, wissen auch die einschlägigen Fachbücher nicht zu berichten - kam man auf die Idee, ein Gerät mit mehreren Rufnummern zu versehen. Jede dieser Rufnummern erzeugt im Pager einen anderen Ton und informiert damit den Träger, wen er zurückrufen soll.
    Längst haben auch Pager ein Display, auf dem Nachrichten angezeigt werden können. Das beginnt bei den zwölf Zahlen, die auf dem Pager in der Armbanduhr, wie er von Swatch geliefert wird, angezeigt werden können und ist mit dem Pocketticker von Reuters, der Börsenkurse, Aktienindizes, Edelmetallpreise, Währungskurse und News empfängt, speichert und auf Wunsch wiedergibt, wahrscheinlich noch gar nicht zu Ende.
    Auch das Piepen ist längst kein Markenzeichen mehr. Die erste Idee war natürlich eine Stummschaltung, so daß man gelegentlich nachsehen mußte, ob eine Nachricht eingetroffen ist. Der letzte Schrei sind vibrierende Pager. Der Vibrator im Sack macht darauf aufmerksam, daß eine Nachricht eingegangen ist. Man stört niemand durch Gepiepse und kann trotzdem auf dem Display gleich nachsehen, was es gibt oder wen man rückrufen soll.
    Die reine Rückrufaufforderung ist längst keine Herausforderung für den Pager mehr - die beherrscht jeder.

Technologisches

Die Frage nach der Technologie des Pagers scheint auf den ersten Blick widersinnig. Ein Empfänger, der ein Signal gibt und sonst nichts, das ist wohl die landläufige Meinung über Pager. Gerne übersehen wird dabei, daß man auch mit einem Pager im ganzen Land erreichbar ist; genau so wie beim Mobiltelefon. Nur deutlich preiswerter.
    Wie bei den Mobiltelefonen, so ist auch bei den Pagern ein europäischer Standard im Werden. Unter der Bezeichnung Ermes sollen Paging-Systeme, die große Teile Europas umfassen, errichtet werden. Auch diese Netze werden, wie schon beim GSM, teilweise durch private Gesellschaften, teilweise durch die Postverwaltungen errichtet und betrieben werden.
    Schon jetzt gibt es in einigen Ländern Europas ein grenzübergreifendes System nach dem sogenannten POCSAG-Standard. Dabei steht POCSAG für Post Office Code Standardization Advisory Group. Mit einem Zusatz namens Euromessage sind Besitzer geeigneter Pager wechselweise in Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien erreichbar.

Pager oder Mobiltelefon?

In den letzten Jahren hat sich in den meisten Ländern Europas ein Trend vom Pager zum Mobiltelefon abgezeichnet. Doch nach einer ersten Euphorie kehren viele Anwender reumütig wieder zum Pager zurück.
    Die Gründe sind einleuchtend: während das Mobiltelefon so lange piept, bis man abhebt oder abschaltet, gibt der Pager ein Signal und bleibt dann stumm, bis er wieder eine Nachricht zu übermitteln hat. Allfällige Rückrufe kann man ja dann mit dem mitgeführten Handy machen.

Für welchen Einsatz?

Womit wir bei der Frage sind, wann ein Pager eine vernünftige Entscheidung ist und wann nicht. Wenn man zu jenen Leuten gehört, die ihre Ideen meist unterwegs haben und dann rasch anrufen, bevor sie vergessen, dann ist ein Pager wohl kaum die richtige Investition. Auch dann, wenn rasche Entscheidungen erwartet werden und die Anrufer nicht bereit sind zu warten, ist ein Pager kaum das Richtige.
    Gehört man aber zu jenen Leuten, die sehr häufig Besprechungen außer Haus haben und die dabei nicht gestört werden wollen, dennoch aber erreichbar sein müssen, dann ist ein Pager geradezu optimal. Bewegt man sich in Gegenden, in denen es keine oder wenige öffentliche Telefone gibt, dann kann man den Pager durchaus mit einem Mobiltelefon koppeln, um rasch zurückrufen zu können. Meist reicht aber eine Telefonwertkarte aus, mit der man - sobald man wieder Zeit hat, den gewünschten Rückruf tätigt. Die Wertkarte hat kaum Gewicht und funktioniert praktisch überall.
    Manchmal benötigt man nur bestimmte Informationen und die womöglich noch laufend. Dann bewährt sich ein Pager mit alphanumerischem Display, auf dem die zu übermittelnde Nachricht gleich aufgezeichnet wird. Bei den von uns in den letzten Wochen durchgesehenen Pagern war ein Speicher für 40 Nachrichten das Maximum. Aber das dürfe auch für sehr oft zu informierende Menschen ausreichen.
    Das einzige Problem ist eigentlich die Nachrichtenübermittlung selbst. So lange das Telefonnetz nicht voll digitalisiert ist, braucht man am Sendeplatz ein eigenes Eingabegerät, um die Nachricht abzusetzen. Bei rein numerischen Informationen (z. B. Übermittlung von Nummern, die rückgerufen werden sollen) kann man fast jeden geeigneten Geber benutzen. So eigenen sich meist die Fernabfragen von Arufbeantwortern hervorragend zur Übermittlung von Zahlen.

Pagerformen

Heute treten Pager in vielen Formen auf. Die häufigsten Arten sind rechteckige Kästchen mit oder ohne Display. Die Maße übersteigen die eines kleinen Taschenrechners nicht. Angeboten werden sie mit Gürtel-Clip, für die Brusttasche oder einfach zum Einstecken.
    Eine früher häufig verbreitete Form ist der Pager in der ungefähren Gestalt und Größe eines Schreibstiftes, doch haben wir bei unseren Recherchen nur ein einziges derartiges Modell entdeckt.
    Richtig Mode geworden sind Pager als Armbanduhr, seit im vergangenen Jahr Swatch damit auf den Markt kam. In der Zwischenzeit kann man bereits zwischen mehreren Modellen wählen, was für den Hersteller ebenso Vorteile bringt, wie für den Anwender.
    Die Zahl der angemeldeten Swatch-Pager ist deutlich geringer, als die Zahl der verkauften. Das hat zwei Gründe: einmal kann man sich seine Pager-Nummern auf mehreren Uhren speichern lassen. Das heißt, daß man immer die passende Armbanduhr tragen kann und nicht auch zum Sport die elegante schwarze Beep (so heißt die Pager-Swatch) tragen muß.
    Der zweite Grund für die höhere Zahl verkaufter Beeps ist bei den Swatch-Fans zu suchen: die kaufen jede Swatch, die auf den Markt kommt, um eine vollständige Sammlung zu haben. Als Pager werden die ihre Beep aber kaum einsetzen.

Börsenpager

Eine Sonderform des Pagers ist der von Reuters angebotene PocketTicker.
    Dabei handelt es sich um einen Displaypager, der alle zwei bis sechs Minuten aktualisierte Informationen empfängt und auf seinem vierzeiligen Display darstellt.
    Übermittelt werden laufend die Basiswerte der ÖTOB, nämlich die Kurse der CA-Vorzugsaktie, sowie die von EVN, Verbund, Wienerberger und ÖMV. Dazu kommen die wichtigsten Aktienindizes: ATX, DAX, Dow Jones, Standard & Poors 500, Nikkei 255 und der FTSE. Die Geldwerte Bond Future DTB und ÖTOB werden ebenso gemeldet wie die US 30 Treasury Bond Bids und die dreimonatigen Deposits in DM. An Währungskursen hat der Zwerg noch die jeweils aktuellen Werte für DM, Yen, Pfung, Franken und Franc gegenüber dem Dollar zu bieten und natürlich kennt er auch die aktuellen Notierungen für Gold- und Silber. Quasi zum Drüberstreuen liefert der PocketTicker auch noch die Schlagzeilen der Reuters-Redaktion.
    Wenn Sie jetzt gleich laufen und sich diesen Wunderpager kaufen wollen, sollten Sie vorher wissen, daß diese Leistungen natürlich nicht gratis sind. Als Anmeldegebühr sind an Reuters fünftausend Schilling - plus Mehrwertsteuer, versteht sich - zu bezahlen. Monatlich werden für das Abo dann 990 Schilling fällig.

Franz A. Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 18. Juni 2007
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