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München im November

electronica-Geplauder

Die Münchner electronica ist Deutschlands wichtigstes Elektronik-Ereignis und findet nur alle zwei Jahre statt. MOBILE TIMES war natürlich dabei.


Man glaubt es ja nicht, aber die Anforderungen an die Elektronik sind etwa für digitale Fernseher teilweise deutlich höher als für so manches professionelle Computersystem. Und spannend ist für die Hersteller ganz besonders das Gebiet Mobilfunk, denn dort erwarten sie sich die höchsten Wachstumsraten. Ja, und die Steuersenkungen in Österreich sicherten hiesige Arbeitsplätze und kosteten deutsche. Aber der Reihe nach.

Steuerliches

Man könnte glauben, daß eine am 9. November 1994 in München abgehaltene Pressekonferenz Anfang Februar 1995 kaum von Belang ist. Mitnichten! Denn dort las ein gewisser Herr Dr. Edmund Truernit, seines Zeichens Geschäftsgebietsleiter des deutsch-japanischen Joint-Ventures Siemens Matsushita Components (S + M), den anwesenden deutschen Journalisten die Leviten. Auf die Frage nämlich, warum die neue Fabrik für Kondensatoren im österreichischen Deutschlandsberg und nicht in der Nähe des Siemens-Hauptquartiers in München errichtet wird, antwortete er klipp und klar: weil dort die Arbeitskosten niedriger sind als in der bayerischen Metropole und ihrer Umgebung. Der Unterschied ist für einen Konzern enorm: alles in allem gerechnet, kostet ein Gehaltsempfänger in steirischen Deutschlandsberg nur 76% seines Münchner Kollegen. Dabei verdienen die Leute in Deutschlandsberg nicht schlechter, aber sie zahlen weniger Steuer, uned kosten daher brutto weniger - ob unsere Gewerkschaften auch wissen, daß das ein Grund ist, irgendwo eine Fabrik zu errichten?

Auto-Mobil-Funk

Die Entwicklung von Bauteilen für den Mobilfunk stellt an die Hersteller große Anforderungen. Ein sehr wichtiger Bauteil sind sogenannte Filter, die in Handys eingesetzt werden. Der Modellwechsel ist inzwischen so rasch geworden, das ein einmal entwickeltes Filter, kaum mehr ein Jahr auf dem Markt bleibt.
    Wie uns Richard Veith, verantwortlich für Oberflächenwellen-Komponenten bei S + M dazu sagte, hat man, um da überhaupt mithalten zu können, längst mit traditionellen Strukturen gebrochen: Forschung, Entwicklung und Fertigung laufen nicht mehr nacheinander, sondern in Projektgruppen gleichzeitig ab.
    Interessant: in Zukunft erwartet Veith "eine starke Wechselwirkung der Segmente Autmobilelektronik und Mobilfunk, da hier wie dort der Trend zu kleineren und leichteren Bauteilen sowie zu höherer Frequenzgenauigkeit geht".

Quad-Tec

Für die Fernseher der künftigen digitalen Technik braucht man Bauteile, die deutlich schneller reagieren als bisherige. Unvorstellbar große Datenmengen müssen in kürzester Zeit verarbeitet und transportiert werden. Weil das mit bisherigen Chips gar nicht geht, weil auch in denen die Lichtgeschwindigkeit als Grenze gelten muß, wird jetzt in der Nähe von Dresden ein Werk gebaut, das Chips liefern soll, deren Leiterbahnen nur mehr ein Viertel der Breite der bisher erzeugten haben sollen. Ist logisch: damit können die Leiter näher beieinander liegen,. die Strecken die die Elektronen zurücklegen müssen, werden kürzer und das Signal ist damit schneller durch: Bahn frei für das digitale Fernsehen in hochauflösender Qualität.

"Traditionelles"

Mitsubishi Electric stellte eine neue Generation von Speicherkarten für den mobilen Markt vor. Sogenannte "Low Power" Speicherkarten mit bis zu 16 Megabyte haben eine Betriesbsspannung von 3,3 Volt - ideal für mobile Computer.
    Fujitsu demonstrierte kostengünstige Steckverbinder für PCMCIA-Karten des Typs III. Damit könnten PCMCIA-Karten wieder etwas kostengünstiger hergestellt werden. Auch seine batteriebetriebene Mikroprinterreihe hat der japanische Hersteller erweitert. Die neuen Drucker sind nur mehr 80 bzw. 88 Gramm schwer, können allerdings nur Papierbreiten von 58 bzw. 70 mm bedrucken.
    Auch im Displaymarkt tut sich einiges. So zeigte Seikosha eine Luminiszenzfolie, die nur 0,17 mm stark ist. Damit können Notebook-Displays noch schlanker werden, denn die Folie kann zur Hintergrundbeleuchtung eingesetzt werden.
    Fujitsi zeigte ein neues Plasma-Display mit 10 Zoll Diagonale, die vorläufig vor allem für industrielle Anwendungen, wo es auf hohe Flexibilität und Portabilität ankommt interessant ist.
    Von Philips Semiconductors gab es ein komplettes Demonstrationssystem für DECT-Systeme zu sehen, mit dem festgestellt werden kann, wie das Problem der oft deutlichen Interferenzen zwischen IC-Bauteilen bei DECT- und anderen Systemen (z. B. PCN) im Bereich von 1,88 bis 1,9 Gigahertz zu lösen ist.

Franz A. Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 18. Juni 2007
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