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Viele bunte Handys

In den Zwanziger Jahren meinte Henry Ford: "Sie können einen Ford in jeder Farbe haben die sie wollen, solange diese Farbe schwarz ist." Bisher galt dieser schöne Satz auch für Mobiltelefone. Egal wie ausgefeilt die Elektronik im Inneren des Gerätes war, außen war es schwarz.
    Genauso wie Ford heute Autos mit verschiedenen Lackierungen liefert, gibt es nun auch Handys in unterschiedlichen Farben. Auf der CeBIT '95 haben Nokia und Motorola bunte Handys präsentiert, wenn auch der Zugang zur Farbe unterschiedlich ist.
    Im Rahmen des Nokia Zubehör-Programms gibt es Schalen für die Handys, die ein Styling nach eigenem Geschmack ermöglichen. Für das Nokia 2110, ein Gerät der oberen Preisklasse, sind auch die möglichen Designs eher elegant. Die Kollektion "Akzente" bietet siebenundzwanzig verschiedene Variationen von Holz bis Marmor, die aus dem Handy einen Luxusartikel machen können. Dagegen ist die Kollektion "Neon" für das Nokia 2010 eher auf den jungen Konsumenten zugeschnitten und bietet, etwas verfremdet und fluoreszierend, die Farben des Regenbogens: Feuerwehrrot, Grellorange, Knallgelb, Grasgrün und Ultramarinblau. Diese Kollektionen werden auch von Swatch angeboten, das einen Liefervertrag mit Nokia hat.
    Motorola hingegen hat die "Flare"-Linie präsentiert, ein System von elf Farben, fünf Modellen und zwei Techniken. Der Käufer kann sein Modell, analog für das D-Netz, digital für das GSM-Netz, also in fünfundfünfzig verschiedenen Varianten bekommen, denn Motorola ist der Meinung, daß das Mobiltelefon vom elitären Luxusartikel zum populären Massenartikel werden wird.
    Daher ist Flare für Motorola auch nur ein Zwischenhalt. In Zukunft soll es die Geräte in unterschiedlichen Farben, Mustern Designs und Funktionen geben, genau so wie sie auch bei Autos eine weite Palette vom Cabrio über den Kombi bis zur Limousine erwerben können. Dazu Don Burns, Vertreter von Motorola in Europa: "Die Telephone der Zukunft werden komplexe Farben, Designs, Formen und Funktionen beinhalten, und fähig sein die Hobbies, Berufe und Interessen der Leute wiederzugeben."
    Doch auch das Innenleben der bunten Handys steht ihren farblosen Kollegen um nichts nach. Bei Nokia ist das kein Wunder, ist doch das Gerät in der bunten Hülle dasselbe geblieben. Bei Motorola ist die digitale Version mit einem extraleichten NiCd-Akku nur 190 g leicht und bringt es dennoch auf 60 Minuten Sprechzeit oder 11 Stunden Stand-by, die analoge Version ist mit 215 g etwas schwerer und schafft 60 Minuten Sprechzeit oder acht Stunden Stand-by, was aber dennoch für einen Arbeitstag reichen sollte. Zum Zubehör gehört auch ein Anschluß für PCMCIA, damit Fax oder Daten direkt übertragen werden können.
    Nokia bietet das schon länger: schon auf der CeBIT '94 präsentierte Nokia die erste Cellular Data Card der Welt mit 9600 Bit/s. Heuer legte man ein Schäuferl nach und stellte die neueste Version mit einer Datenkomprimierung von vier zu eins vor, die die Übertragungszeit wesentlich verkürzt. Auch ist die neue Cellular Data Card schon bereit für Windows '95, so daß ihr Laptop auch mit neuer Software keine Kommunikationsprobleme haben sollte.
    Nokia denkt auch an die Leute, denen der Kabelsalat schon zu viel wird. Denn wenn die Hersteller von Laptops immer mehr die Infrarotschnittstelle als Variante der Datenübermittlung entdecken, so nützt das erst dann etwas, wenn das Tor zur Welt, das Handy, das auch versteht. Deshalb präsentierte Nokia den Data Card Expander, womit es möglich wird die Daten nicht nur über die Standard RS-232 Schnittstelle zu versenden, sondern auch über die Infrarotschnittstelle ins Netz gelangen kann.
    Dieser Innovationsschub bei Nokia hat natürlich einen Sinn: die Firma will ihre Marktanteile verteidigen. Schließlich hat sie letztes Jahr ein Rekordergebnis eingefahren und belegt eine führende Position bei digitalen Mobiltelefonen. Die Herausforderung für 1995 sieht Pekka Ala-Pietilä, Präsident von Nokia Mobile Phones darin, "das Wachstum zu managen. Wir erwarten, daß die gegenwärtige Zahl von etwa 50 Millionen Mobiltelefon-Teilnehmern weltweit, in den kommenden Jahren schnell weiter steigen wird. Das erfordert eine rasche Anpassung an die Markterfordernisse und erhebliche Investitionen in Logistik und Marketing. Der Weltmarktanteil von Nokia Mobile Phones ist seit 1990 laufend gestiegen, und wir wollen natürlich so weitermachen."
    Für den Konsumenten schaut bei diesem Streit der Titanen ein ganzes Feuerwerk an Innovationen im Großen und im Detail bevor, und die Einführung bunter Handys war natürlich nur der erste Schritt dazu. Auf jeden Fall ist das Mobiltelefon nun endgültig zum Gebrauchsartikel geworden.

Gunilla Vyskovsky/Michael Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 18. Juni 2007
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