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POS - Die Schule der Zukunft?

9.990,- - 8.990,- -.......- 4.990,-, und jetzt noch der EU-Preis. Ist es wirklich der EU-Preis? Ist ja egal! Hauptsache, es ist ein Telefon und man kann damit überall telefonieren.
    Die meisten Konsumenten, die nach diesem Motto kaufen, werden mit ihrem Telefon nicht recht glücklich oder es trifft sie spätestens dann der Keulenschlag des Schocks, wenn sie die erste Postabrechnung erhalten.
    All dies beobachteten wir schon im D-Netz und jetzt erst recht im E-Netz. Ja, mich erinnert dieses Szenario vor allem an die Fehler, die uns wohlweislich am PC-Markt vorexerziert wurden. Lustig ist's, viel Geld kostet's (der Industrie, dem Handel, dem Steuerzahler und letztendlich auch dem Konsumenten), und bringen tut's nur kurzfristige Scheinerfolge. Das ganze EU-Preis-Spiel scheint mir, wird zur Zeit betrieben, ohne daß wir die Spielregeln kennen, ja eigentlich nicht einmal definiert haben - das erinnert mich an: "Mikado spielen mit gekochten Spaghetti".
    Und das gerade zu einem Zeitpunkt, wo die wirkliche Entscheidung über den mittelfristigen und langfristigen Erfolg der Telekommunikation, ja der Struktur der Informationstechnologie in Österreich überhaupt zur Entscheidung ansteht. Schließlich wollen wir ja das globale Informationsdorf von der Polepostition her erobern und gewinnen. Ob uns dieses gelingt, wird die Attraktivität Österreichs als Industrie- und Wirtschaftsstandort der Zukunft entscheidend beeinflussen!
    Liebe Leser, erlauben Sie mir eine gewagte, jedoch für mich sehr logische Hypothese: Um unsere Chancen für die Zukunft zu verbessern, müssen wir heute versuchen, am Point of Sales dem Handel bessere Margen zur Verfügung zu stellen. Nur dadurch können wir dem Vertriebspersonal ermöglichen, genügend Zeit in Produkt- und Systemknowhow zu investieren, um eine qualifizierte Beratung des Konsumenten und Interessenten sicherzustellen.
    Warum nicht nur Konsument, sondern auch Interessent? - Der Interessent kann und sollte der Konsument von morgen sein, speziell wenn es sich dabei um die Jugend oder neudeutsch "die Kids" handelt. Dies ist vor allem wichtig, da sie morgen oder übermorgen die Kenntnis der Informationstechnologie dringendst benötigen.
    Heute werden Flugzeuge fast nur mehr mit Hilfe von Computern gesteuert, morgen werden wahrscheinlich für die Benutzung von Kraftfahrzeugen EDV-Kenntnisse unumgänglich sein (siehe Navigationssysteme von BMW, Mercedes, Bosch usw.).
    Dem Bildungsauftrag, die Kids zu schulen, kann sicherlich die Schule zu allerletzt nachkommen, wie ich an Hand der Erfahrung mit meinen Söhnen (und ich habe derer drei) hautnah feststellen konnte.
    Den Umgang mit der Informationstechnologie lernt man nämlich sicherlich zu allerletzt durch Auswendiglernen der Geburtsdaten der Erfinder der einzelnen Computergenerationen. Vielmehr lernen die Kinder Informationstechnologie durch lästige Fragen an Verkäufer in Geschäften, auf Messen und bei den immer beliebter werdenden Inhouse-Messen.
    Prinzipiell möchte ich das gar nicht als eine Kritik am Lehrpersonal verstanden wissen - dieses hat einfach keine Chance:

  1. Die Schulen können nicht jedes halbe Jahr die neueste Generation der Elektronik ankaufen.
  2. Die Lehrer können sich nicht ständig das exakte Wissen der neuesten Informationstechnologie aneignen.
  3. Informationstechnologie kann nur über den Spieltrieb und das Abenteuer mit Begeisterung erfüllt und dadurch gelernt werden.
  4. Durch lästige Fragen an Verkäufer und das Herumprobieren auf Demo-Geräten wird das Wissen spielend angeeignet.

Daher sollten wir all unsere Aufmerksamkeit dem Point of Sale zur Verfügung stellen - also vor allem über eine vernünftige Margenstruktur in die Verkaufsräume, die Demo-Geräte und vor allem in die Menschen - also den Verkäufer - investieren. Nur so können wir eine langfristige Entwicklung und Expansion des Elektronikmarktes erreichen. Meiner Meinung nach wäre das viel wichtiger als die Vergewaltigung des Jahrhundert Ereignis "EU-Beitritt" für scheinbar niedrige Preise.

Christian Heger
Mag. Christian Heger ist Country Manager von Motorola in Österreich für die Sparte Cellulartelefone.




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 18. Juni 2007
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