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Versilberte Information

Die berühmte Encyclopædia Britannica ist nun auch auf CD-ROM erhältlich.


Vieles, was man eigentlich wissen müßte, weiß man nicht, doch ist dies keine Schande, denn die Dinge, die man parat haben sollte, übersteigen bei weitem die Merkfähigkeit. Dieses Problem ist nun nicht neu: schon zur Zeit der französischen Revolution waren die ersten Enzyklopädien zu haben, da man das Wissen unter das Volk bringen wollte.
    Im Laufe der Jahrhunderte hat sich daran nicht viel geändert, außer daß die Lexika immer umfangreicher wurden. In dem Maße, wie das Wissen der Menschheit anwuchs, wuchsen die Lexika. Kamen die Enzyklopädisten um Voltaire noch mit einem etwas dickeren Buch aus, so umfassen heutige Nachschlagewerke meistens zwanzig bis dreißig dickere Wälzer. Und das ist auch das Problem der mobilen Gesellschaft: denn ein Buch kann man noch mitnehmen, kaum aber eine ganze Kiste von Büchern.
    Doch in dem Maße, wie die Gesellschaft mobiler wurde, wurden auch immer mehr elektronische Hilfsmittel verfügbar, und die Entstehung des Internets beruht ja nur auf dem Wunsch, Forschern umfangreiche Information durch Zugriff auf computergestützte Datenbanken möglich zu machen. In dem Maße wie nun in den letzten Jahren das Internet an Benutzerbreite gewann, wuchs auch das Bedürfnis nach nicht-fachspezifischer Information, und heute geht die Zahl der "Net-Sites" auf denen triviale Information zu haben ist in die tausende.
    Doch ist auch das nicht das Gelbe vom Ei, da der Zugriff auf das Internet und das Herunterladen der gewünschten Information Zeit benötigt, und Zeit ist gerade hier im Telekommunikationsbereich unter Berücksichtigung der Telephongebühren unserer Post Geld. Und niemand will mehr Geld ausgeben als unbedingt nötig.
    Die Lösung des Problems kam aus einer unerwarteten Ecke: der Musikbranche. Denn dort hatte man ein neues Speichermedium erfunden: die Compact Disc. Und innovativ wie die Elektronikindustrie nun einmal ist, hat sie dieses Medium sofort vereinnahmt und die CD-ROM geschaffen. Der Vorteil liegt auf der Hand: der Kauf einer CD-ROM ist eine einmalige Ausgabe, während der Zugriff auf eine Datenbank im Internet immer und immer wieder Geld kostet.
    Doch warum erzähle ich Ihnen das alles? Die Existenz von Lexika auf CD-ROM ist nun wirklich nichts Neues, ja wir haben sogar an dieser Stelle schon davon berichtet (Ausgabe 4). Jedoch waren diese Lexika meist nur die Äquivalente von ein- bis dreibändigen Werken, ergänzt um ein Wörterbuch und aufgemotzt mit einigen kurzen Videoclips. Nun aber gibt es erstmals ein wirkliches Lexikon auf CD: die achtundzwanzigbändige Encyclopædia Britannica, das Standardwerk, an dem alle anderen Lexika gemessen werden.

Ausgereift

Die nun von Encyclopædia Britannica Inc. präsentierte CD ist aber nicht das erste computergestützte Werk dieser Firma, sondern der ausgereifte Abschluß einer Entwicklung, die schon 1994 mit der Britannica CD 1.0, einer etwas mageren Nur-Text-Version des Lexikons begonnen hat.

Web-Site

Der nächste Schritt war die Errichtung eines Sites im WorldWideWeb, der ursprünglich nur die gedruckte Fassung enthielt, jedoch im Laufe der Zeit um tausende Zusatzartikel, über zweitausend Landkarten, Flaggen und Photographien vermehrt wurde. Außerdem war das Ganze durch die Umwandlung von Querverweisen in Hypertext-Links (deren Erfinder übrigens auf der Ars Electronica '95 ausgezeichnet worden ist) weitaus bedienungsfreundlicher geworden, da ein einfacher Mausklick den nächsten Artikel hervorzauberte.
    Die nun präsentierte Britannica CD 2.0 enthält die gesamte Information aus dem WWW-Site, zusätzlich Merriam-Webster's Collegiate® Dictionary, 10th Edition und einen Sonderteil der die Informationen über alle Nationen dieser Welt gesammelt enthält, so daß das gesamte Werk nun aus 44.000.000 Wörtern, 2.500 Abbildungen und 700.000 Hypertext-Verbindungen besteht.

Einfache Bedienung

Auch die Bedienung ist einfacher denn je durch die Einführung "intelligenter" Suchalgorithmen, die Fragen wie "Why does the moon look larger on the horizon?" oder "What causes Earthquakes?" verstehen und die richtigen Artikel und Abbildungen heraussuchen.

Spaß - auf Englisch

Auch wenn man gerade nicht wissenschaftlich unterwegs ist, kann man an der CD seinen Spaß haben, da man auch alphabetisch oder nach Illustrationen blättern kann. Aber an der Formulierung der Fragen sehen Sie auch schon den Wermuthstropfen: die Britannica CD 2.0 ist auf Englisch, und der Suchalgorithmus erkennt nur in korrektem Englisch formulierte Fragen. Andererseits ist seit der Einführung des Computers fast alles Neue und Innovative auf englisch gewesen, und man gewöhnt sich ja an alles.
    Eines aber sollten Sie vor dem Kauf der Britannica CD 2.0 bedenken: im Unterschied zum Net-Site im WWW, der permanent erneuert und redigiert wird, beginnt die CD-ROM ab der ersten Pressung zu veralten, und genauso, wie von gedruckten Lexika alle paar Jahre Neuausgaben mit komplett überarbeitetem Inhalt auf den Markt kommen, so wird dies natürlich auch bei Nachschlagewerken auf CD sein. Trotzdem kann man, wenn man häufig Nachschlagewerke verwendet und bisher im Internet zugegriffen hat, eine ganze Stange Geldes ersparen.

Michael Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 25. Juni 2007
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