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Artikel aus Mobile Times 15
Was wie eine eben gelandete "fliegende Untertasse" aussieht, ist tatsächlich ein Betongebäude, das in seinem inneren alle Wunder der Zukunft zeigt. Der Name "Evoluon" ist gleichzeitig auch ein Programm, denn die oberste Etage ist möglichen Entwicklungen gewidmet.
Können Sie sich vorstellen, daß alles was man in Zukunft an Computer benötigt, eine kleine flache Einheit mit Farbbildschirm ist, die man entweder durch Spracheingabe oder mit einem Stift bedient? Oder etwa einen Multimediakiosk statt einer Telephonzelle? Nun, im Evoluon im niederländischen Eindhoven gibt es das alles zu sehen. Wie es dazu kam, ist alleine schon eine Geschichte für sich.
Das Sphäroid wurde 1966 zum 75-Jahre-Jubiläum von Philips fertig gestellt und hat einen Durchmesser von 77 Metern. Der höchste Punkt liegt 31,65 Meter über der Erde. Das ganze Gebilde ist aus Betonfertigteilen - es kommt also wirklich darauf an, was man daraus macht - zusammengesetzt. Der eigentliche Dom besteht z.B aus 822 hexagonalen Betonteilen, von denen jeder einzelne 1,2 Tonnen wiegt.
Dieses Zauberschloß ist ein geradezu idealer Ort, um neue Produkte vorzustellen neue Handys wie das Diga, das Genie bzw. das neuerdings mit einer Sprachsteuerung prunkende Spark. Darüber berichten wir an anderer Stelle (Seite 32 ff). Aber ist eine löschbare CD, die man wieder beschreiben kann, nicht ebenso interessant? Oder ein Diktiergerät mit Chipkarte statt einem mechanisch abnutzbaren Band?
Sozio-kulturelle Trends und neu entstehende Technologien gehen eine interessante Symbiose ein. Auf Basis bekannter Daten wurden 370 Ideen in vier Gruppen (Persönlich, Daheim, Mobile, Öffentlich) zusammengefaßt und in eine Matrix gebracht, die erstaunlicher Weise sehr viel mit Anthropologie zu tun hat.
Ein Delphi Research Projekt mit Fachleuten aus den USA, aus Italien, Frankreich, Japan, Kanada und Großbritannien (z.B. Sir Sinclair, Nicholas Negroponte und Ian Morrison) führte zu einer Reduktion auf 60 Produkte.
Durch Ausstellungen, Video Stories und die Einrichtung einer Web Site holte man die Meinung von Opinion Leaders ein, was im Endeffekt zu einer "Vision of the Future" führte, die im wesentlichen vier Produkte umfaßt: Shiva, das schon angesprochene persönliche Kommunikationsinstrument, den Multimedia-Kiosk, die zukünftige Gestaltung des Wohnzimmers und Mobile Diagnostics, ein System, das es Ärzten ermöglicht, via Video direkt an einem Unfallort "virtuell" anwesend zu sein.
Im Evoluon finden natürlich auch Präsentationen aktueller Produkte statt. Diesmal nutzte Philips die Beton gewordene Zukunft, um seine Produktneuheiten für das erste Halbjahr 1997 vorzustellen - und das waren nicht nur Handys, obwohl die Fortschritte der Philips-Techniker gerade auch auf diesem Sektor fast überwältigend sind. Immerhin ist das Erstlingswerk Fizz noch nicht einmal ein Jahr auf dem Markt und schon hat es Nachfolger.
Geradezu atemberaubend sind die Fortschritte in der Erkennung und Verarbeitung menschlicher Sprache. Das in Wien angesiedelte Corporate Center für "Speech Processing" führte "SpeechPad" vor, das als "Missing Link" zwischen Diktiergeräten und PC bezeichnet wurde - und das ist keine Übertreibung., denn damit wid es erstmals möglich, seine texte unterwegs in sein digitales Pocketmemo zu sprechen und anschließend den Text vom Computer erfassen und ausdrucken zu lassen. Passend dazu gibt es ein sogenanntes "Trackball-Mikrophone" für Windows, das die Funktion eines Mikrophons und einer Computermaus vereint.
Die aufregendste Vorführung war aber ein Telephonanruf bei einer Bahnauskaunft, die freundlich und kompetent Auskunft geben konnte - ein Wunder? - nein, ein Computer, der die menschliche Sprache versteht und natürlich auch über dumme Fragen nicht ungehalten wird, sondern immer mit gleichbleibender Freundlichkeit Auskunft gibt.
Computer, die die menschliche Sprache verstehen, gibt es ja schon länger, aber dieses System kommt auch mit echter, also natürlich fließender Sprache zurecht, so daß man sich nicht auf den Computer einstellen muß, wenn man mit ihm spricht.
Der Universal Serial Bus (USB) ist jetzt offensichtlich endgültig gestartet, denn die Zahl der dafür geeigneten Geräte, die vorgestellt wurden, war eindrucksvoll. Wesentliche Merkmale des USB aus der Sicht des Anwenders sind die einfache Konfiguration (zwei verschiedene Steckertypen verhindern falsches Zusammenstecken) und das echte "Plug & Play". Damit empfiehlt sich USB eindeutig für Notebook, HPC (Handheld Personal Computer) und Palmtops.
steht für CD-ReWriteable, also wieder beschreibbare CD und ist eine Weiterentwicklung des bereits etablierten Standards CD-R (CD recorable, also beschreibbar). Das Besondere an der CD-RW sollte sein, daß sie auch in einem Standard-CR-ROM-Laufwerk gelesen werden kann - wenn dieses bestimmte Spezifikationen erfüllt.: das UDF (Universal Disc Format), das auch in die kommenden Versionen von Windows intergriert wird, damit auch DVD-Geräte (DVD steht jetzt für Digital Versatile Disk und nicht mehr für Digital Video Disk) im PC integriert werden können, soll das garantieren, denn bisherige Standard-CD-ROM-Laufwerke reflektieren den Laserstrahl nicht stark genug.
Es wäre nicht Philips, wenn das Feuerwerk der Ideen und neuen Produkte überschaubar gewesen wäre. Eine auf den ersten Blick ziemlich unscheinbare Neuentwicklung ist etwa eine neue Lampe für Videoprojektoren, deren Helligkeit damit über die gesamte Lebensdauer fast konstant bleibt.
Stellt man sich aber vor, daß man einen solchen Projektor, der nicht größer ist als ein herkömmlicher Diaprojektor in Kombination mit einem TV-Tuner verwendet, dann hat man bereits jetzt Großbildfernsehen in der Wohnung, ohne auf die Entwicklung der Großbildschirme in LCD- oder Plasmatechnologie warten zu müssen.
Ein neuer Chip namens TriMedia, der laut Angaben von Philips auch von Microsoft unterstützt wird, soll Musik auf dem PC zu einem Erlebnis machen: Dolby-Surround am Arbeitsplatz. Daß Trimedia auch gleich 25 3D-Bilder pro Sekunde verarbeiten kann, wird wohl niemand stören ...
Franz A. Köttl
Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003 Text © 1997 by Mobile Times; HTML © 2001-2003 by Mobile Times |