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Artikel aus Mobile Times 23

Was sie können ... (6)

Dual-Band in der Praxis

Dual-Band wird wohl bald die Standardausführung vom Handys darstellen, während Single-Band wohl langsam, aber sicher in den Billigbereich abrutschen wird. Man rechnet damit, daß bereits 1999 die Mehrzahl der angebotenen Geräte zur Kategorie "Dual-Band" gehören werden und die ersten Triple-Band Geräte am Markt erscheinen könnten. Grund genug, sich einmal die vorhandenen Dual-Band-Handys anzusehen.


In Westösterreich, konkret in Vorarlberg und Nordtirol, konnte man in den vergangenen Monaten Dual-Band-Handys tatsächlich schon in der Praxis testen. Das heißt, man konnte entweder eine Karte der 900er Betreiber, oder eine des 1800er Netzes einstecken und schauen, was passiert.

Noch interessanter ist aber ein Test im Ausland (wir waren dazu in London und reisten von Zürich über Tirol nach Salzburg durch Deutschland via Rosenheim), weil da erst sichtbar wird, wie sich die einzelnen Handys bei wechselnden Netzen verhalten.

Ericsson SH 888

Das SH 888 schaut auf den ersten Blick wie ein "gewöhnliches" Ericsson aus, aber dieses Gerät ist sozusagen eine "Kommunikationsmaschine", die (fast) alles enthält, was man sich nur wünschen kann. Die Infrarotschnittstelle ist tatsächlich IrDA-kompatibel. Das SH 888 enthält eine echte Signalumsetzung ("Modem") und keine Softwarelösung, und natürlich kann es alles, was bisherige Ericsson-Handys auch schon konnten. Die Menüführung entspricht dem Ericsson-Standard. Das typische kleine Display ist für Ericsson-Verhältnisse geradezu großzügig groß geraten und läßt sich sehr gut ablesen. Der stabile Metallrahmen macht das Gerät zwar etwas schwerer, als es eine reine Kunststoffkonstruktion wäre, aber dafür ist es etwas rauherer Behandlung durchaus gewachsen. Fehlt zum vollständigen Mobilglück nur mehr der Vibrator. Den gibt es als Zubehör zum Anstecken, und er paßt auch für andere Ericsson-Handys der 6er- und 7er-Serie.

Resumée: Technisch ein Spitzenprodukt, das alles kann. Im Design zur bisherigen Ericsson-Linie passend. Paßt in Hemd- und Hosentasche.

Mitsubishi MT-D30

Das längste unter den Prüflingen ist auch das preiswerteste, weil es aus dem Connect-Testkoffer (siehe MT 22) stammt. Die Menüführung ist für unsere Begriffe trotz Navigationstaste extrem mühsam. Viele wichtige Funktionen wie zum Beispiel das Telephonbuch sind viel zu tief unten versteckt. Einzig die Tastensperre funktioniert so flott, wie man sich das erwarten darf. Von der Hör- und Sprechqualität waren wir auch nicht besonders begeistert - am Connect-Netz soll das ja nicht liegen? - und von seinem Maßen her ist es auch nicht gerade eine Augenweide. Es liegt durch seine schlanke Form dennoch gut in der Hand, hat aber seine Probleme beim Einstecken. Von allen hier vorgestellten Handys ist es das einzige, das weder einfach im Hosensack und schon gar nicht in der Hemdtasche getragen werden kann. Das gute alle Gürteltäschen aus Leder muß da wohl wieder her.

Das MT-D30 unterstützt ALS (Alternatte Line Service) und Konferenzgespräche bis zu fünf Teilnehmer. Die Bedienungsanleitung weist allerdings darauf hin, daß Konferenzgespräche bei Nutzung von ALS in 1800er-Netzen nicht möglich sind. Warum - das müssen wir noch herausfinden.

Resumée: Für den Preis, der gefordert wird, wohl das derzeit billigste Dual-Band-Gerät auf dem Markt.

Motorola cd 920

Bis zum Auftritt des Nokia 6150 war das wohl das leichteste Dual-Band-Handy auf dem Markt. Bei uns liebevoll einfach "Ei" genannt, stellt es nach unserem Gefühl - neben dem StarTac - das derzeit schönste Motorola-Handy dar. Es fühlt sich außerdem gut am hat einen integrierten Vibrator und verfügt auch über eine Statusanzeige für das Netz durch verschiedenfarbige LED-Anzeigen an der Oberkante - leider heute schon fast eine Ausnahme.

Eine Spezialität des cd 920 ist "VoiceNote". Dahinter verbirgt sich die auch schon von anderen Handys bekannte Möglichkeit, Sprache aufzuzeichnen. Neu ist hier vor allem die Länge der möglichen Aufzeichnung, die nicht nur für eine Telephonnummer, sondern mit drei Minuten schon für echte Sprachnotizen reicht.

Für Leute, die keine Klappe mögen, gibt es ein baugleiches Handy ohne Klappe mit der Bezeichnung cd 930.

Mitgeliefert wird auch eine sehr gut konstruierte Gürtelhalterung, die das Gerät ziemlich vollständig umschließt. Man muß nur die passende Stelle am Gürtel suchen, damit man nicht Halterung samt Gerät mit dem Ellbogen wegschleudert.

Resumée: Da uns das Testexemplar nur sehr kurze Zeit zur Verfügung stand, können wir kein besonders ausführliches Urteil abgeben. Vermutlich wären wir begeistert gewesen. Kategorie: Hosentaschenträger.

Nokia 6150

So neu ist das 6150, daß wir noch gar keine Österreich-Version testen konnten. Aber eine Version für die Schweiz tat es auch. Diese Version unterscheidet sich von der Österreich-Variante dadurch, daß sie ALS nicht unterstützt - ein Dienst, den auch hierzulande noch kaum jemand verwendet.

Rein äußerlich unterscheidet es sich vom bereits im Heft 21 vorgestellten Nokia 6110 nur geringfügig. Bei genauerem Hinsehen merkt man aber, daß sich die Nokia-Designer etwas gespielt haben, um einen noch besseren Eindruck zu erwecken. Auch die Menüführung und die Bedienung ist praktisch identisch mit dem 6110.

Innerlich sieht das aber anders aus.Um in dem kleinen Gehäuse die Dual-Band-Technik unterzubringen, mußte man etwas zaubern. Daher ist der SIM-Karten-Halter völlig anders angebracht als bei bisherigen Nokia-Handys. Aus der Not geboren wurde damit aber eigentlich ein noch leichter zu bedienendes Element, das dennoch die Karte besser schützt: in einer Art Einschublade am Kopf des Gerätes. Bei der Auswurfbedienung berührt man das Plug-in-Modul nicht.

Alle Ersatzteile (Akkus, Ladegerät etc.) vom 6110 und 5110 passen ohne Probleme auch auf das 6150.

Resumée: Bisher kleinstes und leichtestes Dual-Band-Gerät. Ausgezeichnete Menüführung. Keine Verbesserungswünsche. Kategorie: Hosentaschenträger.

Siemens S 15

Naürlich konnte auch der große deutsche Elektronikkonzern nicht ohne Dual-Band bleiben - aber wozu neu entwickeln, wenn bei den Bosch-Freunden tatsächlich schon ein Dual-Band vorhanden ist? Die Technik war vorhanden, fehlte bloß das Design. Das ist zwar, wie bei Siemens üblich, sehr schlicht geraten, entbehrt aber nicht einer gewissen Eleganz. Es gab sogar Betrachter, die meinten, die Siemens-Version sei schöner als das Original.

Die Bedienungslemente entsprechen der Siemens-Philosophie, sie bei allen Telephonapparaten möglichst gleich zu gestalten. Der Menüzugang und die Verwaltung der Telephonbücher läßt eigentlich keine Wünsche offen, was man vom Stromverbrauch leider nicht sagen kann. Die Hörqualität könnte etwas besser sein, denn beim Test auf dem Prüftisch, wo alle externen Störungen ausgeschaltet sind, blieb noch immer ein leichtes Knistern.

Resumée: Solides Gerät in mittlerer bis unterer Preisklasse, das bei etwas geringerem Stromverbrauch durch sein angenehmes Gehäuse und die gute Menüführung sehr bald viele Freunde finden könnte. Kategorie: Hosentaschenträger (statt kleiner Hosentaschen empfiehlt sich eine Gürteltasche).

Franz A. Köttl


Automatisches Handover

Leider geben die Hersteller nicht alle an, ob ihr Gerät das automatische Handover innerhalb eines Netzes, das aus 900er- und 1800er-Stationen besteht, beherrschen. Je nachdem, wofür man das Handy braucht, kann das aber ein ganz wichtiger Faktor sein - oder auch unwichtig, wie z.B. für Kunden eines 1800er-Betreibers wie one. Wichtig ist hier nur, daß man in allen Netzen roamen kann, mit denen es einen Vertrag gibt.

Für Kunden von A1 - wenigstens im Großraum Wien - sieht das aber bald anders aus: Sobald die Mobilkom ihre ersten 1800er-Stationen einschaltet, kann man mit Dual-Band-Geräten, die kein automatisches Handover beherrschen, sogar mehr Probleme bekommen: Ein Gespräch bricht nur deshalb ab, weil man in eine Zelle wechselt, die die jeweils andere Frequenz benutzt. Das Gerät kann das Gespräch nicht "mitnehmen", sondern bucht sich dort neu.

Falls man ein Dual-Band-Handy kauft, in einem Großraum wohnt und Kunde bei A1 oder max. ist, sollte man auf diese Handover-Fähigkeit Wert legen, weil sie bald im eigenen Heimatnetz gebraucht werden wird.




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