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Artikel aus Mobile Times 27
Am 1. Juli tritt das Gesetz in Kraft, das Telephonieren ohne Freisprecheinrichtung im Fahrzeug verbietet. Gestraft werden soll vorläufig nicht, womit sich der Sinn der ganzen Aktion derzeit noch nicht wirklich erschließt. Wie schon früher berichtet, hätte auch die bisherige Norm, die vorschreibt, daß beide Hände während der Fahrt am Lenkrad zu bleiben haben, völlig ausgereicht. Aber zu einer nicht überwachten Vorschrift kommt halt jetzt eine zweite, die auch niemand kontrolliert. Die Staatsdruckerei freut sich jedenfalls.
Abgesehen von der wildgewordenen Gesetzgebungsmaschine gibt es aber auch sehr vernünftige Gründe, seine unbedingt notwendigen Telephonate während der Fahrt nur mit Hilfe einer Freisprecheinrichtung zu führen.
Wenn wir von "sinnvollem Freisprechen" reden, dann geht es immer darum, die Ablenkung beim Fahren zu minimieren. Bei Motorradfahrern war es ja schon bisher ziemlich unmöglich, ohne entsprechende "Freisprechanlage" während der Fahrt zu telephonieren. Wer auf dem Bike sein Handy nutzen will, kommt um den "Knopf im Ohr" nicht herum. Was passionierten Motorradfahren noch immer fehlt, ist ein Mikrophon, das die Windgeräusche beim Fahren so dämpft, daß das Gegenüber noch versteht, was man sagt.
Der "Knopf im Ohr" ist auch im "normalen" Auto durchaus eine Alternative, wenn man sein Handy eher selten im rollenden Fahrzeug benützt, oder wenn man das Auto häufig wechselt. Die minimalistische Freisprechanlage, die nur aus Stecker, Mikrophon, Kabel und Hörer (allenfalls noch einem Clip) besteht, gibt es von fast allen Herstellern direkt oder von den bekannten Drittanbietern.
Eine Stufe höher bewegen sich "Anlagen", die am Zigarettenanzünder angesteckt werden und gleichzeitig dafür sorgen, daß das Handy auch geladen wird. Eher weniger zu empfehlen sind gleichartige Systeme, die zwar einen Lautsprecher im Stecker anbieten, aber keine Möglichkeit bieten, an das meist keulenförmige Ungetüm auch einen Ohrhörer anzustecken.
Bei allen Varianten ist unbedingt darauf zu achten, daß das Handy selbst in einer stabilen Halterung im Blickfeld des Nutzers untergebracht ist, denn nichts ist schlimmer, als wenn man das klingelnde Handy mit der rechten Hand tastend zu suchen anfängt. Außerdem läßt so eine Fixierung auch den Anschluß an eine externe Antenne zu, was die Empfangsqualität recht stark verbessern kann.
Immer häufiger werden Handys mit "eingebauter" Freisprecheinrichtung angeboten. Das sind Freisprechmöglichkeiten, die in ruhiger Umgebung sehr gut funktionieren - und dafür werden sie von den Herstellern auch beworben -, in lauter Umgebung aber viel zu leise sind. Ausgenommen vielleicht in wirklich extrem teuren Autos, in denen man nicht einmal mehr das Fahrgeräusch richtig hört - aber dort wird man wohl nicht gerade beim Telephon zu sparen anfangen.
Wer von Freisprechanlagen spricht, meint meist ein fix eingebautes System, möglichst mit externer Antenne. Die fix montierte externe Antenne, die über ein Kabel mit dem Handy verbunden ist, stellt die vorzuziehende Lösung dar. Durchaus auch zu empfehlen sind mobile Fixantennen. Dieser scheinbare Widerspruch liegt darin, daß man solche Antennen durchaus mitnehmen kann. Am Fahrzeug werden sie entweder mit einem Saugfuß am Dach oder durch eine Klemmeinrichtung an der hochgekurbelten Scheibe befestigt.
Weniger Leistungsgewinn bringen Fensterklebeantennen mit induktiver Kopplung. Diese Antennen - eigentlich zwei Antennen - sind nicht direkt mit dem Telephon verbunden. Eine Antenne im Wageninneren empfängt die Signale des Mobiltelephons und gibt sie auf drahtlosem Weg an die außen angeklebte Antenne weiter.
Eine gute Freisprechanlage weist - neben der guten Antenne - auch ein gutes Milrophon auf, das so montiert ist, daß sich die Vibrationen des Fahrzeuges nicht übertragen können. Ideal ist es, wenn als Lautsprecher die des Autoradios mitbenutzt werden können. Wenn nicht, wird man den Lautsprecher meist im Fußraum des Fahrzeuges unterbringen.
Sinnvoll ist es auch, das Handy auf "Automatische Rufannahme" zu stellen, damit man sich den Druck auf die entsprechende Taste erspart.
Wenn man wirklich viel im Fahrzeug telephonieren muß, sollte man sich ernsthaft überlegen, ob nicht ein "richtiges" Autotelephon zulegt. Die Nummer, unter der man erreichbar ist, kann dennoch gleich bleiben: Xtra-Card und Twin-Card machen es sehr preisgünstig möglich. Und wenn man das nicht will, weil man ja nicht aktiv telephonieren, sondern nur passiv erreichbar sein will, tut es auch eine Prepaid-Karte, auf die man die Anrufe umleitet - was man ja auch automatisch mit "Umleiten bei Nichterreichen" tun kann. Das kostet im Jahr dann überhaupt nur einmal ein Aufladen der Prepaid-Karte.
Auch für Autos, die von verschiedenen Personen mit unterschiedlichen Rufnummern benutzt werden, gibt es eine Möglichkeit, die allerdings nur mit großen SIM-Karten empfehlenswert ist: ein Radiophone, das sich die Einstellung verschiedener Benützer merken kann und außerdem noch eine Sprachbedienung hat.
Ein Faktor wird beim Einbau von Freisprecheinrichtungen gelegentlich vernachlässigt: die Dämpfung der Antennenzuleitung. Je länger diese Leitung ist, um so größer werden auch die Signalverluste in der Leitung. Im Extremfall kommt dann am Antennenstecker weniger an, als die eingebaute, aber jetzt ausgeschaltete interne Antenne des Handys empfangen hätte bzw. umgekehrt strahlt die Antenne nur mehr 20 % der vom Handy abgegebenen Leistung ab. Aber auch dafür gibt es Anhilfe: die sogenannten Compenser. Das sind eigentlich Sende-/Empfangsverstärker, die, in die Antennenleitung eingeschleift, die Verluste im Kabel kompensieren - daher wohl auch der Name. Neu sind seit der CeBIT Compenser auf dem Markt, die auch für Dual-Band geeignet sind. Die aus dem brandenburgischen Dabendorf stammenden Compenser enthalten jetzt eben Sende- und Empfangsverstärker für GSM 900 und für GSM 1800. Für den Fachhandel heißt das: Ein Gerätetyp genügt.
Natürlich haben wir auch heuer wieder umfangreiche Tests mit Freisprechanlagen durchgeführt. Grundsätzlich gibt es aber wenig Neues zu berichten. Was in MOBILE TIMES 21 (>>) stand, gilt im wesentlichen auch heuer noch. Dennoch sind wir fündig geworden. Einige interessante Neuerungen und unsere Meinung dazu finden Sie weiter unten im Text. Eine ausführliche Darstellung folgt im nächsten Heft.
Statt "Knopf im Ohr" heißt es jetzt "Alles im Ohr". Das funktioniert so, daß der Schall nicht über die Luft aufgenommen wird, sondern daß die Vibrationen des Schädelknochens abgenommen werden. Das ist vielen Leuten sympathischer, weil man kein Mikrophon vor dem Mund hat. Im Test haben wir derzeit entsprechende Systeme von Jabra (Vertrieb: Morocutti, Wien) und Eurocellular. Von Eurocellular gibt es das Ganze auch mit einer sehr intelligenten "Fixhalterung", die man mit einer Rändelschraube im Lüftungsgitter festmachen - und wieder entfernen - kann.
Eurocellular verwendet einen runden Bügel, der über das Ohr gezogen wird und von Leuten mit kleinen Ohren als ausgesprochen angenehm empfunden wird. Anders ist das allerdings bei Leuten mit großen Ohren, die ihr Ohr erst "einfädeln" müssen. Für die ist wieder der Jabra-Ansatz (ein Plastikstopfen im Ohr, der sich dem Gehörgang anpaßt) eher geeignet. Aber auch das ist nicht jedermanns Sache. Man muß eben schauen, was zum eigenen Ohr paßt ...
Von MLine probieren wir gerade eine Freisprechanlage, die sich vor allem durch die Sprachsteuerung von allen bisher von uns getesteten Fixeinbausätzen unterscheidet. Die Anlage kann mit Sprachbefehlen so gesteuert werden, daß man keine Hand vom Lenkrad nehmen muß. Man wählt durch Ansage der Ziffern: "Acht", "Neun" , "Null" usw. Außerdem besteht die Möglichkeit, bis zu 50 Telephonnummern im internen Speicher der Freisprechanlage zu speichern und diese durch Namensaufruf zu holen und wählen zu lassen. Dazu kommt eine Fernsteuerung, die mit nur drei Tasten auskommt und die ganz nahe beim Lenkrad montiert werden kann. Lassen Sie sich überraschen!
Franz A. Köttl
Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003 Text © 1999 by Mobile Times; HTML © 2001-2003 by Mobile Times |