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Artikel aus Mobile Times 35
Die wesentliche Basis der aktuellen WAP-Lösungen ist die mit WML abgekürzte Wireless Markup Language, die in engem Zusammenhang mit der künftig auch im World Wide Web verwendeten Standard-Seitenbeschreibungssprache XML steht und mit dieser in gewisser Weise auch kompatibel ist.
Wie wir in der ersten Folge gesehen haben, ist WAP die Zusammenfassung einer ganze Gruppe von Protokollen (WSP, WTP, WTLS, WDP). Um Inhalte und die Schnittstelle zum Anwender zu definieren ist auch eine eigene Markup-Language (Beschreibungs-Sprache) entwickelt worden, die speziell auf die Beschränkungen, die sich durch die Darstellung auf sehr kleinen Displays, die kleinen Speicher in mobilen Geräten und die geringe Übertragungsbandbreite ergeben, abgestimmt ist. Diese Markup-Sprache heißt WML (Wireless Markup Language) und basiert auf XML - inwischen meint auch Microsofts Steve Ballmer, daß XML HTML ablösen wird -, das wir in der ersten Folge schon vorgestellt haben
Vier wesentliche Bereiche, die zum Teil gravierende Unterschiede zur bekannten HTML-Präsentation darstellen, sind der funktionale Kern von WML: Textdarstellung und Layout, Stapel-/ Karten-Organisation, Navigation und Parametrisierung.
In den meisten Fällen ist Text der Kern einer WAP-Anwendung. Ob Nachrichten, Sportergebnisse oder Wetterbericht - Text allenthalben. Daher denken viele, das sei alles was in WML definiert ist. WML enthält aber nicht nur eine breite Palette an Formatierungsmöglichkeiten für Texte (darunter z. B. Hinweise, ob eine Sprache Groß- und Kleinschreibung erfordert, fette Schriften usw), sondern auch Befehle zur Einbettung von Bildern.
Anders als HTML im WWW, das seitenorientiert ist (eine Seite wird komplett beschrieben und dargestellt) besteht die WML-Organisation aus Stapeln (Decks) und Karten (Cards). Alle Informationen sind jeweils in einem Deck, das aus mehreren Cards besteht, organisiert.
Eine Karte stellt dabei eine oder mehrere Möglichkeiten dar, wie der Anwender reagieren kann. Sie kann ein Menü enthalten, einfach einen Text mit der Möglichkeit vorwärts- oder zurück zu blättern usw. Der Anwender bewegt sich also logisch durch eine Sammlung von Karten bzw. von einem Kartenstapel zum nächsten. Der Stapel ist noch am ehesten mit einer HTML-Seite vergleichbar, weil er durch eine URL identifiziert wird und die Grundeinheit der Übertragung ist.
WML muß also - aus den vorher dargestellten Gründen - die Navigation zwischen Karten und Stapeln unterstützen. WML enthält natürlich auch Managementmöglichkeiten für den Programmierer, die es diesem ermöglichen, für die verschiedenen Aktionen des Benutzers auch in Bezug auf das benutzte Gerät, Reaktionen festzulegen. Natürlich kann man in einem WML-Script auch Links (ähnlich wie in HTML) einbetten.
Im Normalfall wird man sich bei der Programmierung von WML-Decks darauf reduzieren, dem Anwender eine Steuerung mit den auf jedem Handy in irgend einer Form vorhandenen Tasten "Vorwärts", "Rückwärts" und "O.K." anzubieten. Texteingaben sind ja - außer in Spezialfällen wie WAP-Banking - beim Endanwender eher unerwünscht. Die Erstellung von Eingabeformularen in WML ist aber durchaus möglich.
Die in WML mögliche Parametrisierung - im speziellen vor allem der Ersatz von Strings (Zeichenketten) durch Variablen - erlaubt eine sehr effiziente Nutzung der Netzwerk-Ressourcen.
WML-Stapel werden im Prinzip genau so auf Web-Servern gespeichert, wie man das mit HTML-Seiten macht. Auch das automatische Generieren von WML-Decks - z. B. mit Inhalten einer Datenbank auf Grund einer Anfrage - ist natürlich möglich. Das ist vielfach sogar günstiger, weil ja die Endgeräte (Handys) in ihrer Rechenleistung kaum mit "echten" Computern zu vergleichen sind.
Was JavaScript für das Internet, das ist WMLScript für WAP. Allerdings unterstützt WMLScript keine JavaApplets und natürlich auch kein JavaScript. WMLScript war bereits in der ersten WAP-Definition enthalten und wurde bis zur (vorläufig) letzten Version kontinuierlich erweitert und enthält jetzt sogar eine Library, die WMLScript in Ergänzung von WTLS mit kryptographischen Fähigkeiten ausstattet.
Das Wireless Application Environment (WAE), die oberste Schicht im WAP-Modell kennt - neben WML und WMLScript - noch eine Reihe anderer Möglichkeiten, Inhalte auf dem Schirm darzustellen.
Da wäre einmal "The Electronic Business Card Format" bei uns besser bekannt als vCard, das aktuell in Version 2.1 unterstützt wird. Auch das "Electronic Calendar and Scheduling Exchange Format" kurz vCalendar ist im WAE darstellbar.
Und schließlich wird man - abgesehen von den in WML eingebetteten Bildern - auch andere Bilder dargestellen können.
Wenn man WAP nur im Zusammenhang mit Handys und deren Display sieht, mögen die Bilddefinitionen von WAP etwas übertrieben erscheinen. Kombiniert man aber das Handy mit einem Handheld, dann sieht die Sache völlig anders aus.
WAP bzw. das WAE bietet nämlich auch die Möglichkeit, Bilder darzustellen. Damit sind nicht nur die den ersten Anwendern bereits durchaus vertrauten einfarbigen Logos in einer Art des WBMP-Format (Wireless BitMaP) gemeint, sondern schon etwas mehr.
WAE soll in die Lage versetzt werden, die Darstellung von Bildern mit mehreren Pixeln Tiefe ebenso durchzuführen wie Farbraumtafeln zu unterstützen. Das aber immer unter Bedachtnahme auf die geringe Rechenleistung des Endgerätes und die anderen Beschränkungen, die sich durch das mobile Umfeld ergeben.
WAE unterstützt dabei einen speziellen HTTP-Typ namens WSP/HTTP für die üblicherweise verwendeten Bildformate. Festzuhalten ist aber, daß die bisherige Definition nur schwarz/weiß-Bilder unterstützt.
Mit der Einführung von WBMP hat man eine Art Bildformat für Bilder geschaffen. Im Prinzip ist nämlich WBMP kein eigenes Bildformat, sondern ein Bote, der mitteilt, welches Bild denn da kommen soll. Sicherheitshalber wird zuerst erkundet, was denn das Endgerät überhaupt darstellen kann und dann das eigentliche Bild in optimierter Form geladen. So wird etwa, wenn das Endgerät gar keine Farbe darstellen kann, auch keine Farbinformation übermittelt. Auch die Zahl der tatsächlich gesendeten Pixel hängt mit den Möglichkeiten des darstellenden Displays zusammen. Es wird nur die Bildinformation übermittelt, die tatsächlich dargestellt werden kann. Die Rechenarbeit dazu übernimmt daher auch der Server und nicht das Endgerät.
WAE enthält auch eine Spezifikation für mehrteilige Nachrichten zum Austausch unterschiedlicher Datentypen über das Wireless Session Protocol. WSP übersetzt die einzelnen Teile einer solchen Nachricht in eine kompakte Binärform, die für Funknetze geeignet ist. Beim Empfänger werden die einzelnen Elemente in der Reihenfolge behandelt, in der sie in der Nachricht enthalten waren.
Das WAE wurde inzwischen um WTA (Wireless Telephony Application) bzw. das WTAI (WTA-Interface) erweitert, das eine Schnittstelle zwischen WML bzw. WMLScript und speziellen telephongebundenen Funktionen herstellt. WTA ist auch in der Lage, Aktionen, die vom Netzwerk gesetzt werden, zu erkennen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Das WTA enthält außerdem verpflichtend ein Sicherheitsmodell.
WTA definiert einen eigenen Typ von Inhalten und ermöglicht die Bildung eines Kanals vom WTA-Server bzw. WAP-Gateway zum WTA-User. Ein Kanal (Channel) ist dabei das Format in dem der Inhalt, der WTA-Dienste ausführt, gesendet und im Endgerät gespeichert wird. Das kann z. B. der Inhalt einer Voice-Mail sein, der nur nach Bestätigung durch den Empfänger übermittelt wird.
Soweit ein erster Blick auf die Möglichkeiten, die WAP bereits bietet, bzw. bald bieten wird. Vieles ist erst in Vorbereitung, aber nachdem WAP rückwärtskompatibel bleiben soll, muß jede Erweiterung des Standards genau überlegt werden.
Franz A. Köttl
Teil 1 (Warum WAP?) erschien in MOBILE TIMES Nummer 34 (Juni 2000) auf Seite 20.
HTTP | HyperText Transfer Protocol |
HTML | HyperText Markup Language |
URL | Uniform Ressource Locator |
WAE | Wireless Application Environment |
WAP | Wireless Application Protocol |
WBMP | Wireless BitMaP |
WDP | Wireless Datagramm Protocol |
WML | Wirless Markup Language |
WSP | Wireless Session Protocol |
WTA | Wireless Telephony Application |
WTAI | WTA-Interface |
WTP | Wireless Transaction Protocol |
WTLS | Wireless Transport Layer Security |
WWW | World Wide Web |
XML | eXtensible Markup Language |
Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003 Text © 2000 by Mobile Times; HTML © 2002-2003 by Mobile Times |