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Die mobile Elektronik ist für die Zukunft unserer Gesellschaft wahrscheinlich in Bereichen wichtig, an die wir meist noch gar nicht denken.
Wenn wir von der Bedeutung der mobilen Elektronik für unsere Zukunft sprechen, geht es weniger darum, daß durchaus auch der Benutzer eines Laptops oder Handys ein Umweltschützer sein kann, sondern um die Überschneidungen, die sich aus den Anforderungen des Anwenders und aus grundsätzlichen Überlegungen zur Ökologie ergeben. Bei genauerer Betrachtung läßt sich einiges für die Zukunft erhoffen.
Umweltpolitisch gesehen ist ein Laptop an sich eine Sünde: er besteht aus Kunststoffen, Schwermetallen und unterschiedlichen Flüssigkristallen, alles so vermischt, daß an eine sinnvolle Wiederverwertung kaum zu denken ist. Außerdem wird nicht nur bei der Herstellung Energie verbraucht, da Laptops nicht natürlich auf Bäumen wachsen, sondern auch im tagtäglichen Betrieb, was seine Ökobilanz nochmals verschlechtert.
Die Reduzierung des Stromverbrauchs beim täglichen Betrieb ist etwas, bei dem schon von der Konsumentenseite genug Druck da ist, so daß der Trend zu immer längeren Arbeitszeiten bei selben Stromverbrauch geht. Wer aber kümmert sich um den Einsatz von Rohstoffen und Energie bei der Herstellung?
Nun, theoretisch bereitet das Umweltministerium seit längerem das sogenannte Öko-Audit, eine Prüfung der Umweltauflagen in den Herstellerbetrieben durch unabhängige Gutachter, und die Energiesteuer vor.
In der Praxis ist die Regierung hier aber hinten nach, denn das grundsätzliche "Ja" der Industrie gibt es bereits. So erklärte der Umweltsprecher der Elektro- und Elektronikindustrie Albert Hochleitner, Generaldirektor von Siemens Österreich: "Da bereits viele Unternehmer Umweltmanagement-Systeme eingeführt haben, bevor eine Verordnung spruchreif war, befürworten wir eine Teilnahme am Öko-Audit. Wesentlich ist aber, daß die Freiwilligkeit und Eigenverantwortlichkeit der Unternehmen gewährleistet ist."
Er fordert aber: "Die aktive Beteiligung aller - Verbraucher, Bund, Länder und Gemeinden, Elektro- und Elektronikindustrie, Handel und Importeure, Vormaterialhersteller, Verwerter und Entsorger - muß vom Gesetz her sichergestellt sein. Um wirtschaftlich tragbare und EU-konforme Lösungen zu finden, muß die branchenbezogene Zusammenarbeit auf diesem Gebiet ermöglicht werden. Auch der Konsument muß dabei seinen Beitrag leisten."
Diese Worte sind nicht nur leere Versprechungen, denn die Elektroindustrie hat allein 1994 neun Milliarden Schilling in Umweltschutzmaßnahmen investiert, und auch der erste Betrieb der überhaupt ein Öko-Audit bestanden hat, war ein Elektronikunternehmen. Dieser Erfolg beruht vor allem auf "Öko-Design": Schon beim Entwerfen des neuen Produktes wird nicht nur auf Leistung und Ergonomie geachtet, sondern auch auf die Umweltverträglichkeit während der gesamten Lebenszeit. Das beginnt bei der Minimierung der eingesetzten Werkstoffe, zum Beispiel durch geschlossene Kreisläufe von Lösungs- und Reinigungsmitteln, und Reduktion des Energiebedarfes in der Produktion; geht weiter mit minimalem Energieverbrauch im Produktgebrauch; und endet mit einer leichten Demontierbarkeit in Bauteile aus wiederverwertbaren Werkstoffen. Auch die Vermeidung gefährlicher Inhaltsstoffe muß schon bei der Planung einbezogen werden.
Im Rahmen dieser Umweltmaßnahmen gibt es seit Herbst 1994 auch zwei Pilotprojekte zur Sammlung und Wiederverwertung von alten Elektrogeräten. Eine dieser Anlagen befindet sich im Raum Bregenz und hat in den ersten drei Monaten fünfundzwanzig Tonnen Elektronikschrott gesammelt; die andere ist in Weiz in der Steiermark und erwartet für das erste Jahr vierhundert Tonnen. Auch Ihr Notebook könnte dort seine Tage auf eine umweltfreundliche Art beenden.
Doch auch die geplante Energiesteuer läßt die Branche kalt, denn schon gibt es zahlreiche Pilotprojekte, die sich mit alternativen Energieformen befassen, wie zum Beispiel Strom und Fernwärme aus nachwachsender Biomasse statt fossiler Brennstoffe. Auch Photovoltaik und Windkraftwerke sind Hoffnungsträger erneuerbarer Energiequellen, die teilweise schon zur Serienreife gediehen sind. Lediglich daß die steuerliche Gesamtbelastung sich nicht verschlechtert, ist eine Forderung der ohnehin schon stark belasteten Industrie. Es wäre daher wünschenswert, daß die Energiesteuer aufkommensneutral gestaltet wird.
Mehr und mehr wird versucht, durch elektronische Steuerungssysteme den Straßenverkehr flüssiger und damit auch energiesparender zu machen (Dazu auch unser Beitrag ab Seite 50). Noch besser als optimal gelenkter Verkehr ist natürlich gar kein Verkehr. Dazu gab es bei den Alpbacher Technologiegesprächen 1994 im Arbeitskreis "Österreich im Schnittpunkt europäischer Verkehrs-, Energie-, und Kommunikationsachsen" einige interessante Gedanken.
Eine der der grundlegenden Überlegungen in Alpbach war, daß Österreich die Möglichkeiten der Zukunft nicht verschlafen darf, wenn es im europäischen Konzert nicht auf die hinteren Ränge verwiesen werden will. Nur durch volle Integration aller Systeme kann die Schlagkraft der Wirtschaft für den internationalen Wettbewerb hinreichend gestärkt werden. Und heutzutage bietet die Mikroelektronik erstmals in der Menschheitsgeschichte die Möglichkeit zur einheitlichen Systemintegration aller Systeme in Kommunikations-, Daten-, Verkehrs- und Energienetze mit optimalem Zusammenwirken.
Die Breitband-ISDN-Technik ist bereits verfügbar, doch wird die Zukunft sicherlich noch mehr bieten. Die Telematikdienstleistungen für das Straßenverkehrsmanagement sind da nur ein Mosaiksteinchen. Die Zukunft wird die einzelnen Netze, die heute existieren, zu einem verbinden, wofür das Internet nur ein Vorgeschmack ist. Video-on-Demand und andere Multimediaanwendungen, die aus dem Fernsehen hervorgehen, werden ebenso integriert sein wie die Datennetze der Universitäten oder der Spitäler. Und das Modell des Fernunterrichts läßt sich auch umkehren zur Telearbeit. Hier liegt, vom Umweltschutz aus betrachtet, sicher das größte Hoffnungsgebiet, da der tagtägliche Berufsverkehr stark vermindert werden kann, wenn nicht die Leute zur Arbeit fahren, sondern die Arbeit über das Informationsnetz zu den Leuten kommt.
Dazu Hochleitner: "Wir sehen in der Telekommunikation eine der größten Herausforderungen der Zukunft. Dabei glauben wir, daß sich die Telekommunikation mehr auf dem Weg über den PC als über das Fernsehen verbreiten wird." Dazu und zur Telearbeit ist ein erster Schritt die Videokonferenz, die einen Großteil unnötiger Dienstreisen erspart und damit Geld für den Anwender und Schadstoffe für die Umwelt. Siemens hat dazu das Hicom-Videokit entwickelt, das aus nur zwei Steckkarten für den PC oder Laptop, einer Kamera und der Software besteht. Damit kann man entweder direkt über Euro-ISDN oder die Hicom-Telephonanlage auf einfachste Art Videokonferenzen betreiben. Mit diesem System wird aus Computer und Telephon eine Einheit die durchaus als erstes Multimediaterminal bezeichnet werden kann. Will man das Ganze erweitern, so gibt es das Hicom-Videoset für bis zu vier Teilnehmer und schließlich das Roomconferencing System 4000 für bis zu zehn Teilnehmer.
Die moderne Computertechnologie könnte den alten Kampf zwischen Umwelt und Technik mit einem freundlichen Handschlag beenden. Und entgegen aller Unkenrufe könnten wir mit umweltfreundlicher Technologie nicht weniger sondern mehr Komfort erwarten, denn die Industrie ist erfinderischer, als viele ihr zugetraut haben.
Michael Köttl
Letzte Überarbeitung: Montag, 18. Juni 2007
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