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Artikel aus Mobile Times 18

GSM in den USA

Roamen wir bald über alle Prärien der Vereinigten Staaten oder setzt sich in den USA die Lobby der eigenen CDMA-Norm durch? Müssen wir gar auf ewige Zeiten mit Plastik roamen und immer auf die europäischen, asiatischen, australischen und zunehmend auch afrikanischen Mobiltelephongebräuche verzichten? Was ist mit Datenübertragung, Fax und den anderen Annehmlichkeiten des GSM, wenn wir über den großen Teich fahren?


Es ist ein Tatsache: GSM in den USA hat innerhalb kürzester Zeit festen Fuß gefaßt, auch wenn der Siegeszug in den Vereinigten Staaten nicht so spektakulär wie im Rest der Welt ausfallen dürfte. Es wird, wie bereits in MOBILE TIMES 17 / Seite 31 (>>) festgestellt, eher zu einem Vierkampf zwischen CDMA, GSM, PACS und TDMA kommen.

Die GSM-Szene in den Staaten ist nicht so leicht zu übersehen wie in Europa oder Australien. Durch die spezielle Art der Frequenzvergabe gibt es keine digitale Technik, die eine vollständige Flächendeckung der USA für sich in Anspruch nehmen kann. Daher gibt es auch keinen Netzbetreiber, der von sich behaupten kann, die Vereinigten Staaten mit seinem digitalen Netz abzudecken.

Wer welchen Netztyp betreibt oder plant, kann einem nicht einmal die US-Behörde FCC sagen, die für die Frequenzvergabe, nicht aber für die Technik, die die Netzbetreiber verwenden, verantwortlich ist.

Die Zahl der US-Mitglieder des GSM-MoU ist schon recht beeindruckend, doch sagt auch das nicht unbedingt etwas über die verwendete Technik aus. So ist etwa die Communication Ventures Corp., eine Gruppe von mehreren kleinen Lizenznehmern, beim letzten MoU-Meeting aufgenommen worden. Gleichzeitig damit meldete aber auch North American Wireless (NAWI), ein Zusammenschluß von mehreren Gruppen, die den Qualcom-Standard CDMA unterstützen, daß die gleiche Gruppe auch NAWI beigetreten ist.

Umgekehrt haben wieder einige Netzbetreiber bereits laut Informationen von Omnipoint ihren GSM-Betrieb aufgenommen, die noch gar nicht dem GSM-MoU beigetreten sind.

Dennoch glauben wir, daß es uns gelungen ist, die derzeit aktuellste Zusammenstellung der GSM-Situation in den USA zu produzieren. Tabellarisch finden Sie die Netzbetreiber im Kasten unten und graphisch haben wir die Situation auf der Karte auf der nächsten Seite dargestellt.

Zu bemerken ist noch, daß sich im August 1997 sieben Netzbetreiber (sechs aus den USA und die kanadische Microcell) zu einer Allianz zusammengeschlossen haben, die gegenüber den Kunden als ein System auftreten will. Seit August hat man allerdings wenig von dieser GSM Alliance gehört, die dem User gegenüber wie ein nationaler US-Betreiber auftreten will.

Mobile Data

Dafür ist Intel um so aktiver. Die Chip-Spezialisten haben nämlich inzwischen begonnen, ihre "Mobile Data Initiative", die sie im Frühjahr 1997 in Europa gestartet haben (MOBILE TIMES 14 >>) auch nach Nordamerika zu tragen und die "Chip-Leader" wollen sich dabei ausschließlich auf GSM stützen. Zumindest für Wirtschaftstreibende und reisende Manager kann das den Kick geben, der dafür sorgt, daß GSM der wichtigste digitale Mobilfunkstandard in den Staaten wird.

Die Betreiber

Die Netzbetreiber, die ihr Netz bereits in Betrieb haben, stellen damit aber noch lange nicht den Anspruch, bald flächendeckend zu sein. Schließlich sind die USA in weiten Bereichen nach unseren Begriffen sehr dünn besiedelt und eine Coverage, die fast keine Teilnehmer bringt, können sich die US-Betreiber noch weniger leisten als ihre europäischen Vorbilder. Schließlich sitzen ihnen ja die Aktionäre am Hals. Daß das sehr häufig die Pensionsfonds gerade der Leute sind, denen der Netzausbau nicht schnell genug gehen kann, ist eines der Geheimnisse der freien Wirtschaft, in die wir Europäer erst langsam einzudringen beginnen.

Schauen wir uns also die Netzbetreiber an - wo sie aktiv sind bzw. aktiv werden sollen, ist ja auf der Karte: zu sehen:

Aerial Communications Inc., als Lizenznehmer noch American Portable Telecoms genannt, hat das Netz seit April 1997 im Betrieb.

Airadigm, deren Netz Einstein-PCS heißen soll, ist noch fest beim Planen.

American Personal Communications, ein Teil von Sprint Spectrum, weswegen auch das Netz so heißt - sonderbar ist nur, daß Sprint Spectrum sonst auf CDMA setzt. Dafür roamen die APC-Kunden bereits international mit Belgien, Frankreich, Deutschland, Hongkong, den Niederlanden und beinahe selbstverständlich mit Großbritannien. Damit ist APC - außer Omnipoint - der einzige US-Betreiber, der bereits Roamingabkommen im Betrieb hat. Wie auch immer, das Netz ist bereits seit November 1995 aktiv.

BellSouth Mobility, die Mobilfunktochter eines der Bell-Babys, ist seit Juli 1997 auf Sendung.

Central Wireless Partners planten zuletzt spätestens im November 1997 in den Markt zu gehen, während uns zu

Communications Ventures (siehe oben) vorläufig nicht einmal ein Plan bekannt ist. Außerdem scheint auch das FCC nicht genau zu wissen, wer dort eigentlich dazu gehört.

Conestoga Wireless hat, außer einem MoU-Beitritt bis jetzt nicht viel von sich hören lassen, wird aber, wenn alles klappt, im Jänner im Betrieb sein.

Digiphone PCS (früher Mobile TriStates) gibt den Dezember 1997 als Starttermin an und

NPI, eine Tochter von Noverr Publishing wollte im August 1998 aktiv werden. Ein spezieller Fall ist

Omnipoint, das wohl aktivste GSM-Netz in den USA. Die im Raum New York gestartete Omnipoint Communications (Betriebsaufnahme im November 1996), unterhält die meisten Roamingabkommen mit außeramerikanischen Partnern: Deutschland (D2), Frankreich (France Telecom), Großbritannien (Cellnet, Vodafone), Hong Kong (Telecom, SmarTone), Irland (Eircell), Niederlande (Libertel, Telecom), Polen (ERA GSM), Portugal (Telecel), (Russland North-West-GSM), Schweden (Comviq, Europolitan), Schweiz (Swisscom Mobile), Spanien (Telefonica Moviles), Tschechien (EuroTel Praha).

In den USA und in Kanada roamt man mit den Partnern von der GSM Alliance, also mit BellSouth, Pacific Bell, Powertel, Western Wireless und der kanadischen Microcell. Aerial steht noch nicht auf der Liste, doch das dürfte ehre technische Gründe haben. Auch mit der Sprint Spectrum-Tochter American Personal Comms wird bereits eifrig geroamt.

Baby Bell Nummer zwei im Bunde der GSM-Gruppe ist

Pacific Bell Mobile, auch PacBell genannt, deren Hauptgebiet das reiche Kalifornien ist. PacBell ist bereits seit Oktober 1996 auf Sendung.

PCS One hat zwar nur zwei kleine, weit voneinander entfernt liegende Basic Trading Areas (siehe MOBILE TIMES 17), ist aber seit Mai 1997 aktiv.

Pocket Communications, ein Riese unter den kleinen GSM-Betreibern, wenigstens was die abzudeckende Fläche betrifft, wollte im September auf Sendung gehen, doch haben wir dafür noch keine Bestätigung.<(p>

Powertel, eine Intercel-Tochter, startete bereits im Dezember 1996, während uns der tatsächliche Stand der Entwicklung bei

Southeast Telephone, deren Start für Juli vorgesehen war, auch nicht bekannt ist.

Third Kentucky Cellular, einer der kleineren Player für den eigentlich der Name Wireless 2000 genau so angebracht wäre - am Display der Handys möchte man als WTTCKy - für Wireless Two Thousend Cellular Kentucky - erscheinen, ist bereits seit Juni 1997 aktiv. Mit

Western Wireless, einem Netzbetreiber, der bei den Auktionen zusammen mit den Partnern die größte Fläche gewonnen hat und der auch schon bald, nämlich im Jänner 1996 die ersten Base-Station auf Sendung brachte, schließen wir die Liste der GSM-MoU-Mitglieder in den USA ab, nicht aber die Liste der deklarierten GSM-Betreiber.

Americall International, Northern Michigan PCS und auch PCS 2000 haben sich nach Angaben von Omnipoint ebenfalls für den GSM-Standard entschieden. Leider können wir diese Angaben nicht von anderer Stelle verifizieren.

Ein Side-Step

Amerika besteht bekanntlich nicht nur aus den USA, wenn es auch das bevorzugte Zielland für Reisende aus Europa ist - unabhängig davon ob die Reise beruflich oder privat ist. dennoch tut sich auch in anderen Bereichen des Doppelkontinentes einiges im Bezug auf GSM.

In Kanada hat Microcell Telecom seit 1996 ein GSM 1900 Netz im Betrieb. Glaubt man den Microcell-Karten, so ist der Süden Kanadas schon recht gut versorgt. Die Lizenz erlaubt die Ausdehnung der Versorgung auf ganz Kanada

Die Karibikinseln Guadeloupe und Martinique sind rechtlich ein Teil Frankreichs. Das erklärt, warum es dort ein Netz nach dem ursprünglich nur zwischen Deutschland und Frankreich geplanten GSM 900 Standard gibt: France Caraibe Mobile heißt das Netz, mit dem es leider noch kein Roaming gibt.

Mit Chile und Venezuela ist Roaming auch technisch noch nicht möglich, weil es dort noch keine Netze gibt. Die Betonung liegt hier auf "noch", denn in Chile wurden bereits zwei GSM 1900 Betreiber lizenziert und wenn alles klappt, wird der erste noch vor dem Jahreswechsel 1997/98 in Betrieb gehen.

Über das GSM 1900 Netz, das in Venezuelas ölreichen Maracaibo-Gebiet von der Infonet Caracas geplant ist, liegen noch keine Terminpläne vor.

Resumée

Es braucht keinen Propheten, um vorauszusagen, daß wir 1998 die ersten Roamingabkommen mit US-Betreibern haben werden. Kommen dann auch noch die von der letzten GSM-MoU-Vollversammlung initiierten Drei-Band-Handys genau so schnell wie die Dual-Band-Geräte auf dem Markt waren, dann steht dem grenzenlosen GSM-Einsatz nichts mehr im Wege, denn auch in der Wüste wird man dann über Iridium nach dem GSM-Standard erreichbar sein.

Franz A. Köttl


Die Amerikanischen Netzbetreiber

GSM Alliance
Aerial Communications (API)
Bell South Mobility
Omnipoint
Pacific Bell Mobile Services
Powertel PCS Partners (Intercel)
Voice Stream Wireless / Western Wireless
Sonstige MoU-Mitglieder
Airadigm Comm. Inc.
American personal Comm. (Sprint Spectrum)
Central Wireless Partnership
Communication Ventures Corp. (XX)
Conestoga Wireless
Digiphone PCS Mobile (Mobile Tri-States L.P.)
NPI Wireless
PCS One Inc.
Pocket Communications / DCR PCS
South East Telephone Inc.
Third Kentucky Cellular
Sonstige Nicht-MoU
Americall International
Northern Michigan PCS
PCS 2000 L.P.



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