Mobile Times Artikel aus Mobile Times 7
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Länderbericht

Dänemark

Annähernd 100% Flächendeckung sind für roamende Österreicher in Dänemark gegeben. Aber auch ein Däne, der ja nur mit einem der beiden vorhandenen Netze telefonieren kann ist mit rund 98% Deckung des Landes recht gut bedient. Geradezu ein Schlaraffenland für GSM-Freaks? Wie in den meisten Ländern nur dann, wenn man ausschließlich telefonieren will.


Dänemark gehört zu jenen Ländern, in denen GSM zum Alltag geworden ist. Die beiden Netzbetreiber, auf der einen Seite die staatliche Tele Danmark Mobil (TD) und auf der anderen Seite die private Dansk Mobile Telefon bzw. Sonofon (Sono) haben einander in gegenseitiger Konkurrenz zur einer annähernd vollständigen Flächendeckung getrieben. Auch vor den Küsten sollte die Deckung praktisch vollständig sein.
    Die Tarife beider Betreiber unterscheiden sich für österreichische Besucher praktisch nicht: Für dänische Inlandsgespräche gibt es überhaupt keine Unterschiede und für Gespräche nach Österreich nur außerhalb der Hauptgesprächszeit, die von Montag bis Samstag zwischen acht Uhr morgens und 19.30 Uhr abends liegt.
    In der übrigen Zeit einschließlich der Feiertage ist Sonofon billiger: 4,85 dänische Kronen plus VPLMN und HPLMN kostet dann die Minute Gespräch nach Österreich, während beim staatlichen Konkurrenten 6,10 Kronen anfallen, der in seinen Tarifen Feiertage nicht mit Samstag und Sonntag gleich stellt, weswegen wir annehmen müssen, daß dann normale Werktagstarife gelten.
    Dafür hat dann TD eigene Tarife für Daten und Fax. Pro Daten- bzw. Fax-Verbindung wird ein Basispreis von 0,50 DKR verrechnet. Die eigentliche Übertragung wird dann pro Minute nach folgendem Schema in Rechnung gestellt:
Montag -Freitag 8.00 - 19.30    6,80
übrige Zeit5,90
    Beide Systeme bieten Faxübertragung nach Gruppe 3 mit 9.600 Bps an. Automatische Fax-Übertragung war in beiden Netzen zu Jahresende 1995 noch nicht möglich.

Keine Wunder

GSM tritt jetzt in den hochindustrialisierten Ländern in Phase II ein. Ein Grund für viele Anwender, schon auf die neuen Handys, die alle diese neuen Dienste unterstützen, zu warten. Doch wie das Beispiel Dänemark zeigt, läuft vieles noch gar nicht, immer wieder angepriesen wird.
    Die von vielen GSM-Nutzern gewünschte Rufnummernanzeige am Display (Anrufer bzw. angerufene Nummer) sind noch ebenso wenig möglich wie Konferenzgespräche. SMS ist bei Sonofon voll im Betrieb, während bei TD Nachrichten derzeit nur zum, nicht aber vom Handy gesendet werden können.
    Anklopfen und Rückfragen kann man bei Sonofon, nicht aber bei TD und bei der Anzeige der Gesprächskosten am Display hüllen sich beide Betreiber in vornehmes Schweigen.

Die Datendienste

Beide Systeme bieten asynchrone Datenübertragung mit den Geschwindigkeiten 300, 1200, 2400, 4800 und 9600 Bit/s an. Bei Sonofon gibt es zusätzlich 1200/75.
    Nur Tele Danmark Mobil bietet transparente und nicht transparente Übertragung sowohl vom als auch zum Handy. Synchrone Datendienste sind in beiden Netzen noch ebenso wenig verfügbar wie Paketvermittlung.

Gebühren

Die jeweils gültigen Tarife der dänischen Netze findet man in jeder Ausgabe von MOBILE TIMES. Das interessante an den dänischen Betreibern ist, daß sie im Sekundentakt abrechnen. Das heißt, es werden dem Teilnehmer exakt so viele Sekunden verrechnet, wie er tatsächlich telefoniert hat. Das ist nicht so selbstverständlich wie manche User glauben: die meisten Netzbetreiber rechnen in Zeittakten, die deutlich länger als eine Sekunde sind. Zwar gleichen sich bei Vieltelefonierern die Differenzen zwischen berechneter Zeit und tatsächlicher Zeit im Durchschnitt aus, doch nicht jeder ist ein Dauersprecher. Leider geben die meisten Betreiber zwar an, was eine Minute Gespräch kostet, aber der Zeittakt, nach dem tatsächlich abgerechnet wird, ist meist schwer festzustellen.

Skandinavisches

Was vielleicht noch interessant ist: Das sogenannte NMT, das Nordic Mobile Telephone, das es sowohl im 450- als auch im 900 MHz-Bereich gibt und das schon lange vor dem Beginn des digitalen Zeitalters das Roaming zwischen den beteiligten skandinavischen Länder ohne Probleme ermöglicht hat. Dieses NMT ist mit Sicherheit der echte technische Vorfahre des GSM und nicht das eigentlich technisch höher stehende ETACS (Extended Total Access Communication System, auch in Österreich als D-Netz eingesetzt), dessen Betreiber aufgrund unüberbrückbarer Differenzen in der Frage der Gebührenverrechnung nie zu einer roamenden Gemeinschaft zusammengefunden haben, obwohl ETACS eigentlich dafür ausgelegt worden ist.
    Mit GSM ist es aber dann gelungen und wenn ein Land eine derartige Flächendeckung wie Dänmark erreicht hat, dann befindet man sich bereits in der "Future World" der Mobiltelefonie.

Franz A. Köttl


Bisher erschienene Länderberichte:
>>Deutschland: D1, D2
>>Frankreich: SFR
>>Italien: SIP
>>Ungarn: Pannon, Westel



MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 25. Juni 2007
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