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Artikel aus Mobile Times 8

Länderbericht

Großbritannien

Großbritannien bzw. korrekt das Vereinigte Königreich ist in vielerlei Hinsicht ein Spezialfall in der GSM-Welt: Neben zwei GSM 800-Netzen gibt es auch zwei GSM 1800-Netze und außerdem ist zu berücksichtigten, daß die Inseln Man, Guernsey, Jersey und deren Dependancen nicht zu Großbritannien gehören, obwohl sie das gleiche Staatsoberhaupt haben: Königin Elizabeth II aus dem Hause Windsor. Im eigentlichen Großbritannien sind Cellnet und Vodafone mit GSM 800-Netzen aktiv.


Wer an Großbritannien denkt, denkt wohl unwillkürlich auch an das Königshaus. Und dieses Königshaus bzw. seine Geschichte führen zu einem GSM-Kuriosum, das sonst in Europa nicht zu finden ist: die Inseln Guernsey, Jersey, Man etc. werden nicht durch die beiden großen GSM-Netze erschlossen und auch nicht durch die beiden Netze im 1.800 MHz-Bereich, sondern durch eigene.

Auf Guernsey ist die dortige Telecom mit ihrem GSM-Netz aktiv und auf Jersey ist die Situation beinahe identisch, nur daß dort der Betreiber die Jersey Telecom ist. Auch die Insel Man hat ihr eigenes GSM-Netz, das dort von Pronto GSM bzw. Manx Telecom betrieben wird.

Folgerichtig erstreckt sich die Flächendeckung der beiden Großen (Cellnet und Vodafone) natürlich nicht auf diese Inseln. Roaming-Abkommen mit Österreich gibt es bei Redaktionsschluß für diese Zwergstaaten auch noch nicht, also steht einem geruhsamen Urlaub ohne Mobiltelefon nichts mehr im Wege.

Nordirland, das ein Bestandteil des Vereinigten Königreiches ist, wird aber von beiden nationalen Netzen voll abgedeckt.

England

Das eigentliche England ist mit GSM hervorragend versorgt. Wir haben bisher jedenfalls nirgend Schwierigkeiten gehabt, Kontakt herzustellen. Auffällig war dabei, daß wir viel öfter das Netz der privaten Vodafone bekamen als das der ehemals staatlichen Cellnet, was aber auch Zufall sein kann.

In England ist auch vorläufig das Hauptverbreitungsgebiet der GSM 1800-Netze "Orange" und "Mercury One 2 One". Beide decken den Großraum London schon sehr gut ab und auch das große Industriegebiet im Raum Manchester wird ordentlich versorgt.

Highlands

Wie man an den beiden Karten sehr gut erkennen kann, sind die schottischen Highlands noch ziemlich unberührt von GSM-Frequenzen. Lediglich an der Westküste gibt es einige GSM-Inseln, die - welch ein Zufall - mit den Hauptgebieten des Tourismus zusammenfallen.

Aber nicht nur die Highlands sind in Schottland sehr schwach bestrahlt, auch das südlich davon gelegene Gebiet der "Grampian Mountains" ist nicht besonders gut mit GSM versehen. Die dünne Besiedelung macht es für beide Netzbetreiber nicht besonders attraktiv, dort Basestations zu errichten. Der gebirgige Charakter macht auch Lösungen wie die aus Australien bekannten Großflächenzellen unmöglich.

Wales

Das Fürstentum hat ähnliche Probleme wie Schottland. Auch dort steht der gebirgige Charakter einer flächendeckenden Versorgung mit GSM im Wege. Im Gegensatz zu Schottland ist aber die Küste relativ gut ausgebaut und abgesehen von der Halbinsel Lleyn (südlich von Anglesey) sollte es keine Kontaktprobleme geben. Fährt man aber ins Land hinein, so ist - wie schon gesagt - die GSM-Herrlichkeit sehr rasch vorbei.

Briten können im Süden auch schon auf das bereits erwähnte Netz von Orange zurückgreifen, während Mercury dort noch kaum aktiv ist.

Österreichisches

Die Situation in Schottland und in Wales führt dazu, daß auch Großbritanniens GSM-Nutzer immer wieder behaupten, daß das GSM-Netz nirgends so schlecht wie im eigenen Lande wäre - eine Feststellung, die wir in Leserbriefen an uns über Österreich auch immer wieder hören. So gesehen gibt es also Ähnlichkeiten.

Fixtelephone

Eine Eigenart des britischen Systems, das sich ja durch die längst durchgeführte Liberalisierung und Privatisierung deutlich von unserem unterscheidet, besteht darin, daß die Funknetzbetreiber teilweise auch "feste" Anschlüsse anbieten.

Das funktioniert dann so, daß ein Empfänger fix am Haus montiert wird und von dort die Leitungen wie bei einem Drahtanschluß durch das Haus geführt werden.

Dienste

Nach den letzten Informationen, die uns zur Verfügung stehen, war der Notruf 112 über Vodafone möglich, über Cellnet noch nicht. Vodafone bot auch schon alle Datendienste an, während bei Cellnet noch darauf gewartet werden mußte. Ebenso ist es bei Fax, bei SMS usw. Vodafone bietet fast alles an, während bei Cellnet außer Telephonie und DTMF noch keine Dienste angeboten werden.

Gebühren

Im Gegensatz zu Österreich, wo es derzeit ja nur einen Tarif gibt, wenngleich die Mobilkom bereits fünf Packages in Planung hat, sind in Großbritannien - unabhängig von den Providertarifen, die ein eigenes Kapitel darstellen - unterschiedliche Tarife schon von den Betreibern her möglich. Weil anzunehmen ist, daß in Österreich spätestens mit dem Start des zweiten Netzbetreibers ähnliche Tarifmodelle zum Tragen kommen, soll hier kurz auf die britischen Zustände eingegangen werden.

Beide Netzbetreiber bieten drei unterschiedliche Tarife an, die in Abhängigkeit von der Gesamtdauer der geführten Gespräche stehen.

Der Basistarif ist bei beiden Netzen gleich: der Anschluß kostet 25 Pfund, die Grundgebühr pro Monat schlägt mit 15 Pfund zu Buche und pro Minute werden untertags 35 Pennies kassiert und in der Nacht 15 Pennies. Cellnet verrechnet für Lokalgespräche auch während des Tages den Nachttarif.

Bei Cellnet gibt es dann noch die Tarife Citytime Plus und Frequent Caller Plus und bei Vodafone die Alternativen namens MetroWorld und BusinessWorld.

Die wesentlichen Unterschiede zum Basistarif bestehen darin, daß sowohl die Anschlußgebühr (40 - 50 Pfund), als auch die monatliche Grundgebühr (20 - 25 Pfund) deutlich höher, die Gesprächsgebühren aber wesentlich niedriger sind: zwischen zehn Pennies bei Nacht und 25 Pennies bei Tag liegen die Kosten für die Gesprächsminute.

Verträge müssen für mindestens zwölf Monate abgeschlossen werden. Die Kündigungsfrist beträgt drei Monate. Auslandsreisen, also Roaming, erlauben beide Anbieter erst, wenn man sechs Monate Kunde ist oder vor der Auslandsreise einen entsprechenden Betrag als Sicherstellung hinterlegt hat.

Franz A. Köttl


Bisher erschienene Länderberichte:
>>Dänemark: Tele Danmark Mobil, Sonofon
>>Deutschland: D1, D2
>>Frankreich: SFR
>>Italien: SIP
>>Ungarn: Pannon, Westel



MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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