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Artikel aus Mobile Times 9

Länderbericht

Schweden

Schweden ist das Land der Handy-User: ein Viertel der Bevölkerung hat entweder ein NMT- oder ein GSM-Handy in der Tasche.


Mit seinen weiten dünn besiedelten Gebieten wird Schweden manchmal mit Österreich und den heimischen technischen Problemen bei der Erschließung der Alpen mit GSM verglichen. Der Vergleich hinkt in mehrfacher Hinsicht: die Bevölkerungsdichte Schwedens beträgt knapp 21 pro km², während Österreich mit rund 93 Menschen auf den km² vergleichsweise dicht besiedelt ist.

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Schwedens Netzbetreiber und natürlich auch der Telekom-Konzern Ericsson werben gerne und oft mit Filmchen, in denen ein Lappe fern jeder Zivilisation mit seinem Handy in dauerndem Kontakt mit der Zivilisation steht.

In manchen Gegenden besteht die Möglichkeit auch. Man darf sich nur nicht - siehe auch die Karten der Netzbetreiber - zu weit von den großen Magistralen nach Tärnaby oder Kiruna weg begeben. Dann kann man wirklich (fast) fern der Zivilisation mittels Handy mit der Welt in Kontakt bleiben.

Dennoch ist gut die Hälfte des Staatsgebietes für das GSM-Funktelephon noch nicht erreichbar und wird es wohl auch nicht so bald sein. Die Investitionen wären wohl zu groß. Vor allem, wo in Schweden drei Betreiber miteinander konkurrieren.

Drei GSM-Netze

Schweden ist bisher das einzige Land, in dem drei Betreiber im 900 MHz-Bereich gegeneinander antreten: Comviq, Europolitan und Telia.

Telia ist praktisch der staatliche Netzbetreiber, obwohl in Schweden die Uhren anders laufen und Telia niemals ein Monopol hatte, was ihr wahrscheinlich bei der völligen Liberalisierung gegenüber anderen staatlichen Betreibern einen großen Vorsprung verschaffte.

Europolitan, der zweite GSM-Betreiber hat sein Netz inzwischen fast so dicht geküpft wie die Telia und die eigene Erfahrungen zeigte uns, daß im praktischen Reisealltag Europolitan mindestens so oft verfügbar ist wie Telia. Anders verhält es sich mit dem dritten Netz:

Comviq konzentriert sich sehr stark auf die großen Städte. Im Norden gibt es nur zwei Comviq-Inseln um Umeå und Luleå. Dafür scheint das Netz im Süden praktisch ohne Lücken zu sein.

Gebühren

Die schwedischen GSM-Gesprächsgebühren inklusive Steuern sind mit denen in Österreich durchaus vergleichbar, wenn sie auch im Endeffekt etwas höher liegen. Wie in anderen Ländern, die mehrere Netzbetreiber haben, wird auch in Schweden teilweise über den Preis gekämpft: Während Telia ein noch einfacheres Tarifgerüst hat als die Mobilkom Austria derzeit (Änderungen sind demnächst zu erwarten), gibt es sowohl bei Comviq als auch bei Europolitan sehr unterschiedliche Preise, je nach dem, zu welcher Tageszeit und an welchem Wochentag man telefoniert.

Diese niedrigen Preise haben jedenfalls aus den Schweden ein Volk von Handy-Usern gemacht.

Technik

Um die Sache einfacher zu machen, braucht man bei allen schwedischen Betreibern eigentlich nur aufzählen, was sie nicht können, denn das ist deutlich weniger, als das, was sie von den GSM-Möglichkeiten bereits anbieten. Von den Telephondiensten bietet Europolitan alle an, bei Comviq fehlt noch das Absenden von SMS vom Handy und das automatische Fax. Letzteres gibt es auch bei Telia noch nicht.

Bei den asynchronen Datendiensten werden alle Geschwindigkeiten angeboten, wobei Comviq und Telia auf die Uralt-Kombination 1200/75 bps verzichten.

Bei den erweiterten Diensten ist das Konferenzgespräch nur bei Telia möglich; Anklopfen und Rückfragen ist bei allen drei Betreibern möglich. Europolitan bietet (noch) keine Rufnummernanzeige am Display.

Analoges Skandinavien

Die GSM-Erfolge sind mit dem analogen Nordic Mobile Telephone (NMT) eng verbunden. NMT macht schon seit Jahren Roaming zwischen den skandinavischen Staaten problemlos möglich. Die gleichen technischen Möglichkeiten hätte auch das in Mittteleuropa stark eingesetzte ETACS (unser D-Netz) gehabt, doch hat man wegen dem bei analogen Telephonen viel leichter möglichen Betrug davor zurückgeschreckt.

Internet

Alle drei Netzbetreiber liefern ihren Kunden via Internet (in schwedischer Sprache) ausführlichste Informationen über die jeweiligen eigenen Netze und die Möglichkeiten des GSM auf internationaler Ebene.

fak


Bisher erschienene Länderberichte:
>>Dänemark: Tele Danmark Mobil, Sonofon
>>Deutschland: D1, D2
>>Frankreich: SFR
>>Großbritannien: Cellnet, Vodafone
>>Italien: SIP
>>Ungarn: Pannon, Westel



MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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