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Artikel aus Mobile Times 18
Australien - ein Land "Down Under" oder eher, wie manche Australier meinen "Up On Top", wenn bloß auf den Weltkarten Süden oben wäre - ist eigentlich eine große rostrote Wüstenschüssel mit einem aufgebogenen Rand, der dichter besiedelt ist.
Dennoch war Australien das erste außereuropäische Land, das den GSM-Standard angenommen hat. Inzwischen buhlen drei GSM-Netze um die Gunst der Mobiltelephonierer. Ob und wie sich das auswirkt, lesen Sie hier.
Auch am anderen Ende der Welt sind die Menschen mobil unterwegs. In Australien erlebt der Mobilfunkmarkt einen regelrechten Boom, vergleichbar mit Europa, doch ist in "Down Under" das Handy kein Statussymbol, wie noch bei uns, sondern ein Gebrauchsgegenstand. Jeder trägt sein Handy in der Tasche am Gürtel, die Telephone klingeln überall, und es würde niemandem einfallen, sich nach dem Läuten umzudrehen, bzw. sich über einen mobil Telephonierenden zu mokieren. Nur in Lokalen und Restaurants wird von den Aussies eher die Funkstille bevorzugt und das Handy bleibt ausgeschaltet.
Sehr anders als in Europa ist aber der Netzausbau! Man muß bedenken, daß die australischen Telephongesellschaften einen Kontinent mit 7.680.000 km² Fläche abdecken müssen und nicht etwa ein kleines Land, wie die Betreiber in Europa (Österreich: 83.854 km²). Daher ist eigentlich niemand böse, wenn das Telephon einmal keinen Empfang hat. Allerdings gehen die Netze dort, wo sie auf den Karten als funktionierend eingezeichnet sind, überall mit vollem Empfang!
Es gibt eigentlich nicht viele Unterschiede zwischen den drei Netzen. Das wohl am Besten ausgebaute ist das MobileNet von Telstra. Danach kommen OPTUS und networkVODAFONE, wobei die Australier von Vodafone nicht besonders überzeugt sind, warum konnte ich leider nicht herausfinden.
Mit A1 kann man sich problemlos über alle drei Betreiber einbuchen und in 1A Qualität telephonieren. max.mobil hatte zum Zeitpunkt meines Aufenthaltes in Australien noch kein Roamingabkommen mit einem der australischen Betreiber, ich konnte mich aber dennoch einmal einbuchen und telephonieren. Dies geschah am 6. September in der Minenstadt Mt. Isa über OPTUS. Man hat mir bei der max.hotline die Auskunft gegeben, das ich in eine Testphase gerutscht bin. Nach letzten Informationen von der max.hotline gibt es derzeit Verhandlungen mit Vodafone und es wird sich wahrscheinlich in den nächsten Monaten entscheiden, wer Roamingpartner von max.mobil wird.
Hat man die österreichischen Nummern unter +43 gespeichert wird die Vorwahl 001143 für Österreich automatisch richtig gewählt und man hat immer eine wirklich glasklare Verbindung. Auch der oft in Telephonzellen auftretende Effekt, daß die Sätze etwas zeitverzögert "ankommen", weil man doch etwas weit von zu Hause weg ist, ist nicht aufgetreten.
Grundsätzlich haben die australischen Netzbetreiber die Ostküste entlang des Highway Number One sehr gut ausgebaut, ebenso wie den Südosten des Landes mit den Ballungszentren Canberra, Melbourne, Adelaide, sowie die Insel Tasmanien. Schlecht schaut´s dann im Zentrum aus, wobei das Zentrum in meiner Beschreibung schon 200 km von der Küste entfernt anfängt.
OPTUS versorgt hier zum Beispiel nur mehr den Bereich von Griffith über Dubbo bis nach Dalby und im Zentrum überhaupt nur die Städte Emerald, Mt. Isa und Alice Springs. Auch die Westküste wurde ziemlich vernachlässigt, wo man nur im Großraum Perth, Geraldton, Karratha, Kalgoorlie und Albany mobil telephonieren kann. An der Nordküste funktioniert das Netz überhaupt nur in Darwin und Katherine.
Telstra versorgt schon einige Städte mehr, da man einen Vorsprung hatte: Es ist das staatliche Netz und man hatte schon die viele Sendemasten aufgestellt, da Telstra das einzige analoge australische Netz betreibt (vergleichbar mit unserem D Netz). Also wurden viele Sender doppelt belegt, analog und digital. Die Telephongesellschaft ist vor allem in Coober Pedy sehr beliebt. Die kleine Stadt, ca. 350 km nördlich von Adelaide, beheimatet größtenteils Opalsucher. Diese haben tiefe Minen, in denen natürlich einiges passieren kann. Auf Anfrage der Einwohner hat sich Telstra als einzige Gesellschaft dazu bereit erklärt, die Stadt mit MobileNet zu versorgen. Dies noch dazu so, daß die Telephone auch bis in die Schächte hinab funktionieren. Daher hat eigentlich jeder in Coober Pedy ein MobileNet Telephon.
Vodafone hat die kleinste Versorgung mit 87% der Bevölkerung. Es werden die Ballungszentren versorgt, das wars dann aber. Sobald man sich von den grösseren Städten ein paar Kilometer entfernt bleibt das Telephon still. Das Zentrum Australiens wird von Vodafone überhaupt nicht versorgt, das heißt Vodafone gibt es nur in Küstennähe. Dafür rühmt man sich, daß man mit 58 Ländern Roaming hat.
Das mobile Telephonieren ist aber nicht unbedingt billig in Australien. Tagsüber bezahlt man ungefähr das doppelte von den in Österreich üblichen Gebühren. Es wird auch in Nah- und Fernzonen unterschieden. Die Schritte sind hier 100 km, 250 km und 350 km und darüber. Abends lockt Optus mit 10 Cent (ca. 1 öS) pro Minute in der ersten Zone. Telstra hat dafür eine andere Aktion: 6 $ pro Anruf (ca. 60 öS) und dafür telephonieren so lange man will. Preislich gibt es allerdings einen starken Konkurrenzkampf, und es gibt fast wöchentlich neue Aktionen. Prepaid SimCards gibt es in Australien nicht. Dafür kann man aber auch als Ausländer ohne festen Wohnsitz in Down Under Kunde eines Betreibers werden, sofern man im Besitz einer Kreditkarte ist. Die einmalige Anschlußgebühr beträgt ca. 50 $ (ca. 500 öS), die Tarife mit der billigsten Grundgebühr monatlich ca. 25 $ (ca. 250 öS). Handys sind sehr teuer, mit gleichzeitiger Erstanmeldung aber preislich wie in Österreich.
Das Standardtelephon ist das Nokia 1611, gepuscht durch Aktionen von Optus, die das Telephon in Verbindung mit Karte um 1 $ (ca. 10 öS) verkaufen.
Wir in Österreich können uns übrigens sehr glücklich schätzen mit Bindungsfristen von sechs bzw. zwölf Monaten. In Australien beträgt die Bindung mindestens 12 Monate, wenn man nur eine SIM-Karte gekauft hat, Karte und Telephon verpflichtet für mindestens 3 Jahre!
Mobil sein in Australien bedeutet einfach etwas anderes als in Europa. Es geht nicht so darum, überall erreichbar zu sein, sondern nur in der Stadt, beim Einkaufen,... Wenn ein Geschäftsmann mit dem Auto von A nach B fährt, weiß er genau, daß er, egal mit welchem Netz, auf der Hälfte der Strecke nicht telephonieren kann. Die Betreiber orientieren sich mit der Versorgung auch eher an Städten und lassen Hauptverbindungsstraßen mehr oder weniger außer Acht.
Stefan Widitsch
Betreiber: | Telstra Mobile Comms | Vodafone Pty Ltd | Optus Mobile Pty Ltd |
Netzart: | GSM 900 | GSM 900 | GSM 900 |
Netzcode: | 505 01 | 505 03 | 505 02 |
Display Code: | M-NET | VFONE AUS | OPTUS |
Netzstart | April 1993 | Oktober 1993 | Mai 1993 |
SMS senden / empfangen | Ja / Ja | Ja / Ja | Nein / Ja |
Bisher erschienene Länderberichte:
>> | Belgien: | Belgacom Mobile, Proximus |
>> | Dänemark: | Tele Danmark Mobil, Sonofon |
>> | Deutschland: | D1, D2 |
>> | Frankreich: | SFR |
>> | Großbritannien: | Cellnet, Vodafone |
>> | Italien: | SIP |
>> | Luxemburg: | P&T Luxemburg |
>> | Niederlande: | Libertel, PTT Telecom |
>> | Schweden: | Comviq, Europolitan, Telia Mobitel |
>> | Schweiz: | PTT Telecom |
>> | Slowakei: | EuroTel, GlobTel |
>> | Slowenien: | Mobitel |
>> | Spanien: | Airtel, Telefónica Moviles |
>> | Tschechien: | EuroTel, Paegas |
>> | Ungarn: | Pannon, Westel |
Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003 Text © 1998 by Mobile Times; HTML © 2001-2003 by Mobile Times |