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Artikel aus Mobile Times 23

Länderberichte
Europäische Inseln (2)

Guernsey, Jersey & Man

Winzige Staaten, die möglicherweise keine sind, derzeit aber doch den Charakter einer eigenständigen politischen Identität haben, das sind die drei insularen Miniaturgebilde Guernsey, Jersey und Man.


Was alle drei Inselstaaten vereinigt, ist die Tatsache, daß sie alle die Königin von England als Staatsoberhaupt haben, weshalb die meisten Menschen annehmen, diese Inseln gehörten zum Vereinigten Königreich. Das stimmt aber genau so wenig, wie die Annahme, daß Australien zu England gehört, weil dort auch "zufällig" Elisabeth II. Staatsoberhaupt ist.

Historisches

Relativ einfach ist die Entstehung der "Bailiwicks" Jersey und Guernsey zu erläutern. Als Wilhelm der Bastard (auch als Wilhelm der Eroberer bekannt) zu seinem Zug nach England aufbrach, da war er bekanntlich Herzog der Normandie, und zu der gehörten auch die heute als "Kanalinseln" bekannten Territorien. Die Normandie war ein Lehen der französischen Krone, während England dann tatsächlich Wilhelm gehörte. Im Laufe der Zeit holte sich die französische Krone den Großteil des Lehens und andere von den jetzt britischen Normannen besetzte Teile Frankreichs zurück (Johanna von Orleans/Jeanne d'Arc) - bis auf die zwei Bailiwicks eben. Die sind der Rest des Herzogtums Normandie und haben daher nach wie vor ein eigenes Parlament, eine eigene Verfassung (Jersey: Grand Coutumier de Normandie von 1539 und Guernsey: Approbation des Lois von 1580/81), eine eigene Flagge und sogar eine eigene Währung, die allerdings fix mit dem britischen Pfund verbunden ist.

Etwas komplexer ist die Geschichte der Insel Man und die Erklärung dafür, warum sie ein eigener Staat ist. Das keltische Mona wurde im 9. Jahrhundert norwegisch, gehörte dann zum Jarltum der Orkaden (Orkneys), das später als Königreich Man bezeichnet wurde, und kam dann abwechselnd zu Schottland und England, deren gemeinsame und wechselvolle Geschichte es bis 1765 teilte. Dann nämlich kaufte der britisch-hannoveranische Monarch Georg III. den Rest des Königreichs Man, also die eigentliche Insel, die damit wieder ein eigener Staat wurde, der nicht dem britischen Parlament untersteht. Heute wird Man in Vertretung des Königs von einem Generalgoverneur, der gleichzeitig den Vorsitz im Oberhaus (Court of Tynwald, 11 Sitze) führt, verwaltet. Das Unterhaus (House of Keys) hat 24 Sitze.

Telekommunikatives

Wie alle selbständigen Staaten, so haben auch die Inseln ihr Monopol: die Telecom. Und daß die Telecom im Laufe der Zeit ein GSM-Netz aufgebaut hat, ist kaum verwunderlich. Alle drei Staaten verfügen über ihr eigenes GSM-Netz. Wermutstropfen für insulare Patrioten: Sie haben keinen eigenen Mobile Country Code (MCC), sondern müssen mit dem für das Vereinigte Königreich vorlieb nehmen. Da geht es "echten" Kolonien wie Gibraltar schon besser, die haben nämlich ihren eigenen MCC.

Technisch haben es die Kanalinseln relativ leicht: Nach der Ausbreitungskarte scheint man auf Jersey (116,2 km²) mit zwei Basisstationen auszukommen. Guernsey - das Bailiwick erstreckt sich über mehrere Inseln (Guernsey 65 km², Alderney 7,9 km², Sark 5,5 km² und Herm 2 km²) - hat mehr Aufwand nötig. Während die Hauptinsel ebenfalls mit zwei Sendestationen auskommt, sind auf Sark und auf Alderney weitere Stationen erforderlich um eine annähernd hundertprozentige Coverage zu erreichen. Auf Grund der Lage gibt es vor allem im Bereich der Insel Sark eine sehr starke Überlappung der beiden Netze, was für roamende Österreicher durchaus von Vorteil ist.

Die Insel Man ist mit 572 km² deutlich größer. Die gebirgige Struktur des Landes - der höchste Gipfel heißt Snaefell und ragt 620 m hoch - macht eine hundertprozentige Flächendeckung wohl genau so unmöglich wie in den Alpen. Da sich die Bevölkerung sehr stark in den vier Städten Douglas, Peel, Ramsey und Castletown konzentriert, ist aber die Versorgung nach diesem Kriterium sehr gut. Betreiber aus Großbritannien sind auf der Insel nicht mit Sendern vertreten - nur am Nordende von Man gibt es kleine Deckungsränder durch Sender von der großen britischen Insel.

Technisch verfügen die Lokalnetze nicht über all zu viele Features. So kann man etwa offiziell nirgends SMS senden - daß es manchmal trotzdem funktioniert, scheint mit Versuchen zusammenzuhängen -, sehr wohl aber empfangen (mit Ausnahme von Guernsey). Die österreichischen Netzbetreiber mit Ausnahme der Mobilkom haben diese Inseln fast noch nicht entdeckt. Lediglich im Bailiwick Guernsey können auch max.-Kunden roamen.

fak


Die Netze der kleinen Inseln

Land:GuernseyJerseyMan
Netzbetreiber:Guernsey TelecomJersey TelecomsManx Telecom
Netzname:Guernsey TelecomJersey TelecomsPronto!
Netzcode:234 55234 50234 58
Display Code:UK GUERNSEY TEL
GSY TEL
UK Jersey Tel
JERT
UK PRONTO GSM
MANX
Helpdesk:1770152154
Inlandsauskunft192192192
Auslandsauskunft153153153
Netzdienste
SMS senden / empfangenNein / NeinNein / JaNein / Ja
Fax / DatenJa / JaNein / NeinJa / Ja
CLIP/CLIRJa / JaNein / NeinNein / Nein
Anklopfen / MakelnNein / NeinNein / NeinNein / Nein
KonferenzgesprächNeinNeinNein
RoamingA1, max.A1A1

Bisher erschienene Länderberichte:

>>Australien: Telstra Mobile, Vodafone, Optus Mobile
>>Belgien: Belgacom Mobile, Proximus
>>Dänemark: Tele Danmark Mobil, Sonofon
>>Deutschland: D1, D2
>>Finnland: Telecom Finland, Oy Radiolinja
>>Frankreich: SFR
>>Großbritannien: Cellnet, Vodafone
>>Indonesien: Excelcomindo, Satelindo, Telkomsel
>>Irland/Island: Eircell, Digifone, Landssimin
>>Italien: SIP
>>Luxemburg: P&T Luxemburg
>>Niederlande: Libertel, PTT Telecom
>>Norwegen: Netcom, Telenor
>>Schweden: Comviq, Europolitan, Telia Mobitel
>>Schweiz: PTT Telecom
>>Slowakei: EuroTel, GlobTel
>>Slowenien: Mobitel
>>Spanien: Airtel, Telefónica Moviles
>>Tschechien: EuroTel, Paegas
>>Ungarn: Pannon, Westel



MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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