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Artikel aus Mobile Times 25

Länderberichte

GSM-Praxis in Iberien

Die Iberische Halbinsel ist fast schon ein Miniaturkontinent, auf dem sich ein großes, ein mittleres und zwei kleine Staatsgebilde - alle mit ihren GSM-Netzen - ausbreiten: Andorra, Gibraltar, Portugal und Spanien. Aus praktischen Gründen und nicht aus geographischen rechnen wir hier auch gleich die Inseln und Inselgruppen dazu, die auch Bestandteile dieser Staaten bilden: Azoren, Balearen, Kanaren und Madeira.


Die namensgebenden Kelt-Iberer waren ein derart kriegerisches Volk, daß in der Zeit der römischen Bürgerkriege die Frage, ob Spanien oder Italien die lateinische Welt führen würde, tatsächlich diskutiert wurde.

Andererseits waren die Kelten offensichtlich nicht stark genug, um allen Ureinwohnern ihren Stempel aufzudrücken, und so gibt es heute noch das viel ältere Volk der Basken im nordöstlichsten Zipfel Spaniens. Die Römer mußten bis ans Ende ihres Reiches in Spanien eine Legion stationieren, um den Frieden zu erhalten: Der Name des heutigen Leon entstand aus einer Verballhornung von "Castra Legionis", denn es war Standort der Legio VII Gemina.

Verwirrende Vielfalt

Die beiden größeren Staaten - Portugal und Spanien - haben inzwischen drei Netzbetreiber. In beiden Staaten gibt es ein 900-MHz-Netz von einem staatlichen und einem privaten Betreiber. Was die 1800-MHz-Frequenzen betrifft, so scheiden sich die Geister. Spanien hat seiner staatlichen Fernsehanstalt Retevision diesen GSM-Bereich überlassen, womit Retevision als Full-Service-Anbieter (Funk und Kabel) zum direkten Konkurrenten der staatlichen Telefonica wird.

In Portugal wurde die 1800-MHz-Lizenz mit 900-MHz-Frequenzen gebündelt und einem neuen Dual-Band-Betreiber namens Optimus übertragen.

Die beiden kleineren Gebilde, die britische Kolonie Gibraltar und Andorra, das trotz seiner bis ins Mittelalter zurückreichenden Tradition erst 1993 ein souveräner Staat wurde, haben nur ein 900-MHz-Netz, das aber kommt - wenigstens im Falle Gibraltar - mit einem einzigen Mast aus, um außer dem eigenen auch noch das Gebiet von drei anderen Staaten wenigstens teilweise zu versorgen: Marokko, Portugal und Spanien.

Die 900-MHz-Netze sind in allen vier Gebieten relativ gut ausgebaut.

Andorra

Das Fürstentum, dessen Herrscher seit 1278 das französische Staatsoberhaupt und der Bischof des spanischen Urgel sind, erlangte erst 1993 seine volle Souveränität. Der Staat ist mit 467,7 km² größer als das kleinste österreichische Bundesland (Wien mit 415 km²) und deutlich größer als der kleinste (Halb-)Kanton in der Schweiz (Basel-Stadt mit 37 km²).

Ob der Start des eigenen GSM-Netzes im März 1995 eine Art Demonstration der neu gewonnenen vollen Unabhängigkeit darstellte, bleibt dahingestellt. Sicher ist jedenfalls, daß dieses Netz den aus sieben Pyrenäentälern bestehenden gebirgigen Staat recht gut abdeckt. Der Betrieb des "Mobiland" genannten Netzes erfolgt durch die Andorranische Telephongesellschaft S.T.A.

Gibraltar

Tarik hieß der islamische Eroberer, der hier zuerst seinen Fuß auf spanische Erde setzte: "Jebel-al-Tarik" - "Felsen des Tarik" wurde der Platz fortan genannt. Seit 1713 ist Gibraltar britisch. Der einzige Teil Spaniens, der im "Spanischen Erbfolgekrieg" nicht an die französischen Bourbonen fiel. Für historisch weniger Informierte: Damals versuchte Karl, der Vater Maria Theresias, seinen Anspruch auf den spanischen Thron, der durch das Aussterben der spanischen Habsburger vakant geworden war, mit britischer Hilfe durchzusetzen. 1830 wurde die eigentlich nur aus einem Felsen bestehende Halbinsel britische Kolonie. Was sonst immer wieder gefordert wird - Unabhängigkeit oder Rückgabe an das Stammland -, ist für die Einwohner von Gibraltar kein Thema: ein Bruttosozialprodukt von rund 17.500 Euro (ca. 241.000 Schilling) in Gibraltar und in Spanien rund 12.400 Euro (ca. 171.000 Schilling) pro Kopf sind ein klares Argument. Außerdem würde Gibraltar bei einer Rückkehr zu Spanien seine Vorteile als Steuerparadies sofort verlieren.

Das GSM-Netz, das bereits seit Jänner 1995 funkt, ist aufgrund der geographischen Situation wohl auch ein technisches Kuriosum: Wie der Karte zu entnehmen ist, ist die "Coverage" praktisch kreisförmig und deckt neben Gibraltar noch die Gebiete dreier weiterer Staaten ab. Daraus erkennt man aber auch, daß es nur einen einzigen Funkstandort geben kann: bei einer Fläche von 6,5 km² aber auch kein Wunder. Eine Flächendeckung von 100% ist damit gegeben.

Portugal

Der westlichste Staat Europas darf sich inzwischen über drei GSM-Netze freuen. Die staatliche Telephongesellschaft betreibt die "Telecom Moveis Nacionales S.A." (TMN), das nationale Mobiltelephonnetz seit Oktober 1992. Auch der private Konkurrent Telecel startete im Oktober 1992. Damit gehört Portugal zu den GSM-Pionierländern überhaupt. Denn im Jahr 1991 gab es nur im Dezember erste Versuche bei Radiolinja in Finnland. Seit Jänner 1999 gibt es einen dritten Netzbetreiber namens Optimus, der ein Dual-System GSM 900/1800 betreibt.

Am Festland ist die GSM-Deckung recht gut, nur in den Sierras wird sie schnell dünn oder reißt ganz ab. Anders sieht es auf den zu Portugal gehörenden Atlantikinseln aus. Auf der Urlauberinsel Madeira haben alle drei Netzbetreiber schon recht gute Coverage, wenn auch der östliche Teil der Hauptinsel des Archipels etwas besser ausgestattet ist und im Nordwesten durchaus auch unversorgte Gebiete zu finden sind - Ausnahme: Das Netz von Telecel soll die gesamte Inselgruppe abdecken. Ziemlich arm dagegen sind die Azoren: TMN und Optimus haben offensichtlich erst begonnen, diese Inseln zu bestücken. Nur Telecel behauptet dort eine recht gute Coverage.

Spanien

Der größte Staat auf der Iberischen Halbinsel verfügt über drei GSM-Netze, wobei das neueste erst in einigen wenigen Städten aktiv ist: Retevision startete im Jänner das GSM-1800-Netz in Barcelona, Granada, Madrid, Saragossa, Sevilla und Valencia und will es sehr rasch ausbauen.

Die "traditionellen" GSM-Netze von Telefonica (Movistar), dem staatlichen Betreiber und Airtel starteten zwar bereits 1995, doch war der Anfang der GSM-Telephonie in Spanien durch schwere Streitigkeiten gekennzeichnet, die sogar die EU-Kommission eingreifen ließen. Jedenfalls startete Movistar dann im Juli 1995 und Konkurrent Airtel im Oktober des gleichen Jahres.

Was die Flächendeckung betrifft, so haben sich beide offensichtlich bemüht, die Feriengebiete der Kanarischen Inseln ebenso wie die der Balearen möglichst lückenlos abzudecken. Auch die beiden Exklaven in Marokko Ceuta (19 km²) und Mellila (13 km²), scheinen vollständig abgedeckt zu sein.

Am Festland sieht es etwas anders aus, obwohl auch hier - wie auf den bekannten Inseln - die Touristen erste Priorität zu genießen scheinen: Die Südküste ist fast durchgehend ein GSM-Paradies. Mit dem "Iberischen Randgebirge", das Aragon von Neu-Kastilien trennt, scheinen aber beide GSM-900-Betreiber Probleme zu haben. Dort heißt es noch häufig "Kein Netz", wie auch die bergigen Gegenden nördlich von Madrid und die "Betischen Kordilleren" südlich von Granada für die Netzplaner noch einige schlaflose Nächte bedeuten werden.

Generell ist die Coverage von Movistar besser als die von Airtel, was uns aber wenig bekümmerte, weil - wenigstens im vergangenen September - die Roamingkosten im Movistar-Netz ohnehin niedriger waren.

Zusammenfassung

Die 900-MHz-Netze sind in allen vier hier besprochenen Gebieten relativ gut ausgebaut. Portugal und Spanien haben drei Netzbetreiber. In beiden Staaten gibt es ein 900-MHz-Netz von je einem staatlichen und einem privaten Betreiber. Der dritte Betreiber in Portugal hat eine 900/1800-MHz-Lizenz und bereits ein echtes Netz. In Spanien hat der dritte Betreiber eine reine 1800er-Lizenz und startete erst im Jänner 1999 mit dem Inselbetrieb in einigen wenigen Städten.

Franz A. Köttl


Die Netze

 AndorraGibraltarPortugalSpanien
NetzbetreiberS.T.A.GibtelTelecelTelecomAirtelTelefonicaRetevision
NetznameMobilandOptimusTMNAirtelMovistar 
NetztypGSM 900GSM 900GSM 900/1800GSM 900GSM 900GSM 900GSM 900GSM 1800
Netz-Code213 03266 01268 03268 01268 06214 01214 07214 03
Display-AnzeigeM-ANDGIBTELOPTIMUSTELECEL
TLCL
TELEMOVEL
TMN
AIRTLMOVISTAR
MSTAR
AMENA
Im Betrieb seitMärz 1995Jänner 1995September 1998Oktober 1992Oktober 1992Oktober 1995Juli 1995Jänner 1999
ROAMING MIT A1ooooooo-
ROAMING MIT max.mobil.ooooooo-
ROAMING MIT oneoo-oooo-
ZUSATZDIENSTE
Cell Broadcast-o-o---**
DTMFooooooo**
Barring All Callsooooooo**
Barring International Callsooooooo**
Barr. Int. Calls except to HNCooooooo**
Barring Incoming Callsooooooo**
Barring Inc.C. When Abroadoooo-oo**
Operator Controlled Barringooo--oo**
Call Forward - Unconditionalooooooo**
Call Forward On Busyooooooo**
Call Forward On No Replyooooooo**
Call Forward On Not Reachableooo-ooo**
Call Forward Unrestricted-o-o---**
Call Forward Restricted---o---**
Call Forward Forbidden-o---o-**
Call Waiting-oooooo**
Call Holdooooooo**
Multi Party Callingo-ooooo**
CLIP/CLIRo/o-/-o/oo/oo/oo/oo/o**
AoC Information------o**
AoC-Charging---o--o**
Voice Mailooooooo**
DATENDIENSTE
SMS MT/MOo/oo/oo/oo/oo/oo/oo/o**
9600 async MT/MOo/oo/oo/oo/oo/oo/oo/o**
9600 sync. MT/MOo/oo/oo/o-/--/o*)-/--/-**
Transparent Datao-o--o-**
Fax Gruppe 3 MT/MOo/o-/oo/oo/oo/o-/oo/-**
* Dedicated PAD Access 9600 bps
** Details zu diesem Netzbetreiber sind noch nicht bekannt

Bisher erschienene Länderberichte:

>>Australien: Telstra Mobile, Vodafone, Optus Mobile
>>Belgien: Belgacom Mobile, Proximus
>>Dänemark: Tele Danmark Mobil, Sonofon
>>Deutschland: D1, D2
>>Finnland: Telecom Finland, Oy Radiolinja
>>Frankreich: SFR
>>Großbritannien: Cellnet, Vodafone
>>Guernsey/Jersey/Man: Guernsey Telecom, Jersey Telecoms, Manx Telecom
>>Indonesien: Excelcomindo, Satelindo, Telkomsel
>>Irland/Island: Eircell, Digifone, Landssimin
>>Italien: SIP
>>Luxemburg: P&T Luxemburg
>>Malta: Vodafone Malta
>>Niederlande: Libertel, PTT Telecom
>>Norwegen: Netcom, Telenor
>>Schweden: Comviq, Europolitan, Telia Mobitel
>>Schweiz: PTT Telecom
>>Slowakei: EuroTel, GlobTel
>>Slowenien: Mobitel
>>Spanien: Airtel, Telefónica Moviles
>>Tschechien: EuroTel, Paegas
>>Ungarn: Pannon, Westel



MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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