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Artikel aus Mobile Times 29

Das Baltikum
9 × GSM

Baltia nannten antike Geographen eine mythische Insel, von der der Bernstein herkommen soll. Nach diesem Ausdruck wurde die Ostsee Baltisches Meer und schließlich auch die südliche Küste Baltikum genannt.

Die drei baltischen Länder Estland, Lettland und Litauen bilden den Kern des besprochenen Gebietes. Den südlichen Abschluß stellt der Bezirk Kaliningrad der russischen Republik dar. Am Nordende befindet sich der Bezirk Leningrad - er heißt wirklich so - mit der Hauptstadt Sankt-Petersburg.


Streng genommen sind ja nur Lettland und Litauen die "baltischen Länder", in denen die indogermanischen "baltischen Sprachen" Lettisch und Litauisch gesprochen werden, während Estnisch eine dem Finnischen sehr eng verwandte Sprache ist.

Ziemlich dunkel ist die Geschichte dieser europäischen Gegend: Abgesehen von der Zeit der Römer, die davon berichteten, daß in der Gegend, wo das Bernstein herkommt, Menschen leben, die eine dem Latein ähnliche Sprache sprechen - überraschend viele litauische Namen enden auf "us" -, wissen wir sehr wenig über die Entwicklung dieses Gebietes. Knut der Große, im 11. Jahrhundert König von Dänemark, England, Norwegen usw., besaß eine Stadt namens Truso an der einst "Frisches Haff" genannte Ostsee-Lagune. Waldemar der Große erwarb Kurland - ungefähr dort wo heute Lettland liegt - und Estland. Später wurde das Gebiet vom heute in Wien ansässigen Deutschen Orden erobert, dessen Staat um 1400 von westlich der Weichsel bis zur Narwa - wo seine Herrschaft an das russische Fürstentum Novgorod grenzte - reichte. Litauen grenzte damals noch gar nicht wirklich an die Ostsee. Die Litauer stiegen aber im 14. Jahrhundert zur Vormacht in Osteuropa auf und errichteten ein Großreich, das von der Ostseeküste bis zur damaligen türkischen Grenze im Süden reichte.

Im 15. Jahrhundert wurden dann Polen und Litauen zum polnisch-litauischen Großreich vereinigt, das dann mit dem Großfürstentum Moskau um die Vorherrschaft im Osten den Kontinents stritt. Der nach wie vor bestehende Staat des Deutschen Ordens ging im wesentlichen während der Reformation zugrunde. Nur das spätere Ostpreussen blieb als Herzogtum Preussen unter polnischer Lehenshoheit bestehen.

Estland fiel kurz an Rußland, das es aber sehr bald an Schweden abtreten mußte. Auch das südlich davon gelegene Livland wird schwedisch, später polnisch. Im Endeffekt endet der Kampf damit, daß alle drei baltischen Völker, die Esten, Letten und Litauer unter russische Herrschaft geraten. Dort bleiben sie bis zum ersten Weltkrieg in dessen Folge erstmals Nationalstaaten der drei Völker entstanden, die aber im Einvernehmen zwischen Hitler und Stalin 1940 durch die UdSSR beendet wurde. Es folgte eine Ansiedlungspolitik, die dazu führte, daß in allen drei Staaten ein relativ großer Anteil an russischer Bevölkerung lebt.

Die GSM-Netze

Die 1989 wieder unabhängig gewordenen Länder versuchten rasch Anschluß an die westliche Wirtschaft zu finden. Ein hohe Priorität hatte dabei die Telekommunikation.

Am leichtesten hatte es dabei Estland, weil die (fast) gemeinsame Sprache mit den Finnen diese sehr schnell investieren ließ. So entstand als Ableger der finnischen Radiolinja - bekanntlich Besitzer des ersten GSM-Netzes der Welt - die litauische Radiolinja. Parallel dazu wurde als der Tochter der nationalen Telephongesellschaft die estnische Mobiltelephongesellschaft EMT aufgebaut und schließlich eine dritte Lizenz an die Firma Ritabell, deren Netz jetzt Q-GSM heißt vergeben.

Die beiden anderen Länder haben jeweils nur zwei GSM-Betreiber. In Lettland sind das Baltcom und LMT (an der neben der nationalen Telephongesellschaft Lettland auch die finnische Sonera und Schwedens Telia beteiligt sind) und in Litauen Bité GSM und Omnitel.

Alle diese Netze sind 900-MHz-Netze. Im Stadtzentrum der estnischen Hauptstadt Tallinn sind auch einige 1800-MHz-Basestations von EMT und Radiolinja in Betrieb. In Lettland hat Baltcom eine Genehmigung für zusätzliche 1800er-Frequenzen und in Litauen soll Bité demnächst mit 1800-MHz-GSM im Betrieb gehen. Vorläufig macht sich GSM-1800 aber - abgesehen von einigen Ortteilen der jeweiligen Hauptstädte - noch nicht bemerkbar.

Auch in Rußland tat sich nach dem Ende der sowjetischen Ära einiges, und so wurde aus der Stadt Leningrad wieder Sankt-Petersburg und auch dort errichteten die Finnen ein GSM-900-Netz, das als NorthWest GSM bezeichnet wird. Am südlichen Ende der besprochenen Gegend erwarb die Deutsche Telekom eine Lizenz und begann mit der Errichtung des Extel-Netzes, das heute der Telenor gehört.

Insgesamt gibt es also an der südlichen Ostseeküste überall GSM-900-Netze und in Estland und Litauen ist man auch dabei 1800-MHz-GSM zu nutzen.

Die Technik

Die Netze sind hauptsächlich ein Heimspiel für Nokia und Ericsson: NorthWest GSM, Radiolinja Eesti, LMT und Omnitel setzten auf Nokia, während EMT, Baltcom und Bité Ericsson bevorzugten. Auch Siemens konnte sich ein Stück vom Kuchen abschneiden und gewann Extel - noch zu Zeiten der deutschen Telekom - und Q-GSM bzw. Ritabell. Außerdem gab es auch Aufträge von Omnitel.

Die Coverage

Wie unserer Karte zu entnehmen ist, hat Estland die deutlich beste Coverage und auch Litauen entspricht - wenigstens wenn man mit einem Autotelephon unterwegs ist -, dem was wir in Westeuropa gewohnt sind. In Lettland sieht die Sache etwas anders aus, denn dort sind erst die Hauptstrecken gut mit GSM versorgt, während das Land dazwischen auf den Ausbau, der für heuer und nächstes Jahr geplant ist, wartet.

Eher mager sieht es im Bezirk Kaliningrad aus, wo der Ausbau von Extel nicht sehr weit gediehen ist. Das dürfte sich aber mit der Übernahme des ehemals von der deutschen Telekom betreuten Netzes durch die norwegische Telenor, die ja demnächst mit der schwedischen Telia fusioniert, ganz schnell ändern.

Am Ostende des baltischen Meeres überrascht NorthWest GSM mit einer relativ guten Coverage, die längst nicht mehr nur das Stadtgebiet von Sankt-Petersburg umfaßt, sondern immer mehr größere Orte auch in der autonomen Republik Karelien. Die Netzdeckung reicht - mit Lücken - jedenfalls bis zur finnischen Grenze.

Eine andere Überraschung bietet Pskov an der polnischen Grenze, wo ein GSM-Netz von MTS - das also auch nicht nur im Raum Moskau tätig ist - zu finden ist.

Ein Sonderfall ist das GSM-Netz in Novgorod - nicht zu verwechseln mit Nishni Novgorod -, das zwar von einer lokalen Gesellschaft verwaltet wird, sich dem roamenden Fremden gegenüber ebenso verhält, wie das Netz von NorthWest GSM.

Roaming

Für uns Österreicher ist es praktisch überall möglich zu telephonieren, weil alle unsere Netzbetreiber mit allen Netzbetreibern Abkommen haben. Eine Ausnahme stellt lediglich der Raum Kaliningrad dar, wo MTS zwar eine Lizenz, aber keine Sender hat.

Laut Extel haben vor allem Kunden von max.mobil. bald eine Chance, denn mit den Mäxen führt man bereits Tests durch. Die anderen werden dann ja wohl bald folgen.

Die Preise für Roaminggespräche nach Österreich waren allerdings noch im September so hoch, daß sich ein Satellitentelephon allemal gelohnt hätte: in der Spitzenzeit kostete es aus Lettland rund öS 52,- pro Minute, aus Litauen über dreißg und aus Estland immer noch über zwanzig Schilling pro Minute. Aus Sankt-Petersburg geht es auf über siebzig Schilling hoch.

Inlandsgespräche sind vergleichsweise preiswert: in Estland und Lettland rund sieben Schilling pro Minute und in Litauen etwa zehn Schilling. Lokal sind die Preise in Sankt-Petersburg ähnlich. Teurer wird es in die Weiten Rußland - das ist aber eine andere Geschichte ...

fak


Die Netze

LandNetznameCodeDisplayMHzNetz-
Start
Roaming mit
ESTLANDEstonian Mobile Telephone248 01EMT GSM
EE GSM
900/18001995-01A1maxone
 Radiolinja Eesti AS248 02EE RLE
EE RLE GSM
900/18001995-01A1max-
 Q GSM248 03Q GSM9001996-09A1--
LETTLANDLatvian Mobile Tel. Co. GSM247 01LMT GSM9001995-01A1maxone
 Baltcom GSM247 02BALTCOM900/18001997-03A1max-
LITAUENŌmnitel246 01OMT9001995-03A1maxone
 UAB Bité GSM246 02Bité GSM900/18001995-08A1max-
RUSSLAND
Bezirk KaliningradJSC Extel250 28EXTEL RUS9001998-04-(*)-
 MTS250 01MTS900geplantA1maxone
Bezirk LeningradNorth-West-GSM250 02NWGSM9001995-01A1maxone
(*) Laut Extel finden derzeit Tests mit max statt, so daß man annehmen darf, demnächst auch dort roamen zu können.

SERVICES der einzelnen Netze

 ESTLANDLETTLANDLITAUENRUSSLAND
 EMTRLEQ GSMLMTBaltcomOmnitelBitéExtelNWGSM
DTMF-Signale+++++++k.A.+
SMS-MT+++++++k.A.+
SMS-MO+++++++k.A.+
SMS-CB++-++-+k.A.+
CLIP+++++++k.A.+
CLIR+++++++k.A.+
Konferenzgespräch++--+++k.A.-
Gebührenanzeige+------k.A.+
Voicemail++++-+-k.A.+
Datenübertragung 9600 asynchron+++++++k.A.+
Datenübertragung 9600 synchron+++++++k.A.+
Fax Gruppe 3+++++++k.A.+
Transparente Datenübertragung-+-----k.A.-
PAD-Access 9600--MT-++MTk.A.-

Bisher erschienene Länderberichte:

>>Australien: Telstra Mobile, Vodafone, Optus Mobile
>>Belgien: Belgacom Mobile, Proximus
>>Dänemark: Tele Danmark Mobil, Sonofon
>>Deutschland: D1, D2
>>Finnland: Telecom Finland, Oy Radiolinja
>>Frankreich: SFR
>>Großbritannien: Cellnet, Vodafone
>>Guernsey/Jersey/Man: Guernsey Telecom, Jersey Telecoms, Manx Telecom
>>Iberien: STA (And), Gibtel (Gib), Telecel (P), Telecom (P), Airtel (Sp), Telefonica (Sp), Retevision (Sp)
>>Indonesien: Excelcomindo, Satelindo, Telkomsel
>>Irland/Island: Eircell, Digifone, Landssimin
>>Italien: SIP
>>Luxemburg: P&T Luxemburg
>>Malta: Vodafone Malta
>>Niederlande: Libertel, PTT Telecom
>>Norwegen: Netcom, Telenor
>>Östliches Mittelmeer: Mobinil (EGY), Misrfone (EGY), AMC (AL), Panafon (GR), Stet Hellas (GR), Cosmote (GR), Fastlink (JOR), FTML (RL), Libancell (RL), Al Madar (LY), Mobimak (MKD), Vodafone (M) , PT (PSE), Mobile Syria (SYR), Turkcell (TR), Telsim (TR), CYTAG (CY)
>>Schweden: Comviq, Europolitan, Telia Mobitel
>>Schweiz: PTT Telecom
>>Skandinavien: Tele Danmark Mobil (DK), Sonofon (DK), Mobilix (DK), Telia AS (DK), Radiolinja (FI), Sonera (FI), Telia Finland Oy (FI), Finnet (FI), Åland Mobiltelefon (FI), Landsimminn (IS), TAL hf (IS), Telenor Mobil (N), NetCOM GSM (N), Telia AB (S), Comviq GSM (S), Europolitan (S)
>>Slowakei: EuroTel, GlobTel
>>Slowenien: Mobitel
>>Spanien: Airtel, Telefónica Moviles
>>Tschechien: EuroTel, Paegas
>>Ungarn: Pannon, Westel
>>Zentraleuropa: Belcel (BY), Eronet (BIH), PTT (BIH), Telek. Srpska (BIH), HPT (HR), VIP-Net (HR), Bité (Lit), Omnitel (Lit), Voxtel (MD), Connect (A), Max.mobil. (A), Mobilkom (A), Centertel (PL), EraGSM (PL), Plus GSM (PL), Extel (R), EuroTel Bratislava (SLK), GlobTel (SLK), Mobitel dd (SLO), EuroTel Praha (CS), Radiomobil (CS), Bancomsviyaz (UKR), Kyvistar (UKR), UMC (UKR), URS/FLASH (UKR), Pannon GSM (H), Westel 900 (H)



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